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Der Studiengang ist interdisziplinär ausgerichtet, insofern als er sich in den Schnittmengen natur-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Themen bewegt. Die Governance von Risiken und Ressourcen stehen im Mittelpunkt des Studieninteresses. Governance bezieht sich dabei auf Steuerungs- und Regelsysteme in politischen Systemen ebenso wie in Märkten oder in Organisationen bzw. Unternehmen.
Die Studierenden werden darin ausgebildet, Governance-Prozesse zu gestalten und zu begleiten. Governance bezieht sich auf vielfältige Formen kollektiver Entscheidungsfindungsprozesse wobei der partizipatorischen Handlungskoordination eine wesentliche Rolle zukommt (vgl. Mayntz 2005). Die Gesellschaft wird befähigt, Lösung von Mensch-Umwelt-Problemen gemeinsam zu finden, gemeinsam zu tragen und sich dabei selbst zu steuern (vgl. Jessop 1998). Die Studierenden des Masterstudiengangs werden geschult, die Herausforderungen von Risiko- und Ressourcen-Governance zu erkennen und zu meistern.
Gerade in Chile erfährt das Thema der Risiko- und Ressourcen-Governance eine hohe Aufmerksamkeit.
Allgegenwärtig sind beispielsweise Probleme im Umgang mit der Ressource Wasser. [Weitere Informationen]
Mitte März 2015 zum Beispiel ließ sich die Vielfalt und rasche Veränderlichkeit der chilenischen Wasserprobleme gut nachvollziehen. In der Region Copiapó im Norden des Landes verwandelte sich innerhalb weniger Tage das Problem einer langjährigen, prekären Wasserknappheit mit steigenden Trinkwasserpreisen zu einem Problem des erhöhten Überschwemmungsrisikos, das schließlich sogar in einer Sozialkatastrophe endete. Als der Fluss Copiapó , der der Region seinen Namen gibt, am 26.03.2016 über die Ufer tritt, reist er die Uferbebauung mit und hinterlässt mehrere Tausend Menschen ohne Behausung. Sieben Menschen sterben. Warum konnte das nicht verhindert werden?
(in Anlehnung an Egner 2008), darf man sich fragen: Sowohl die unsichere Wasserverfügbarkeit – unter anderem hervorgerufen durch privilegierten Wasserzugang großer landwirtschaftlicher Betriebe – als auch die laxe Einhaltung von Sicherheitsabständen bei der Bebauung von erosionsgefährdeten Flussufern waren bekannt. Doch welchen Stellenwert genossen sie in politischen Agenden?
Der Masterstudiengang MSc Governance of Risks and Resources
und die ihn begleitende Forschungsprojekte erarbeiten Antworten auf ganz unterschiedliche Fragen:
- Wie differenziert werden Mensch-Umwelt-Probleme und die damit einhergehenden Risiken von unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren wahrgenommen?
- Welche Betroffenheit ist gegeben und wie verteilt sich die Verwundbarkeit der gesellschaftlichen Akteure?
- Welches (lokale) Wissen ist nötig und mit wissenschaftlichem Wissen zu vereinen, um erfolgreiche Governance-Lösungen erarbeiten zu können?
- Welche gegebenen institutionellen Rahmenbedingungen hemmen oder befördern die Implementierung von Governance-Prozessen zur Lösung der Probleme?
- Warum scheitern Governance-Prozesse und wie lässt sich Governance-Versagen vermeiden?
- Mayntz, R. (2005): Governance Theory als fortentwickelte Steuerungstheorie? In G. Schuppert (Ed.), Governance-Forschung. Baden-Baden: Nomos, pp. 11-20.
- Jessop, B. (1998): The rise of governance and the risks of failure: the case of economic development, in: International Social Science Journal 50 (155), 29-45.
- Egner, H. (2008): Warum konnte das nicht verhindert werden? Über den (Nicht-)Zusammenhang von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischen Entscheidungen. In: C. Felgentreff, T. Glade [eds.]: Naturrisiken und Sozialkatastrophen. Berlin: Spektrum, 421-434.