Universitätssiegel
Projekt
Finanzierung: Graduiertenstipendium
Laufzeit: 2008 – 2010
 
Antragssteller
 

Forschungsprojekt

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Das Herrschaftssystem von Turkmenistan – Mechanismen zum Erhalt der Macht und Inszenierungen zu ihrer Legitimation

Seit Januar 2007 untersucht Hendrik Meurs im Rahmen seiner von der Graduiertenstiftung des Landes Baden Württemberg geförderten Forschungsarbeit das System der Legitimation und Durchsetzung des Regierungsanspruches im post-sowjetischen Turkmenistan. Hierzu absolvierte er wiederholt Forschungsaufenthalte vor Ort. Im Vordergrund seiner Forschung steht die Analyse des komplexen Systems der Ziele, Mittel und Auswirkungen staatlich gelenkter Nationalstaats- und Identitätskonstruktionen. Beachtung finden dabei zudem die Motive und vielfältigen Auswirkungen der selbst gewählten Isolation des Landes sowie die Finanzierungsmuster des Rentierstaates.

Im Sommer 2009 leitete er gemeinsam mit Prof. Dr. Gebhardt und Matthias Burs eine drei-wöchige Große Exkursion nach Usbekistan und Turkmenistan.

Im Rahmen des vom Auswärtigen Amt und Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) initiierten Förderprogramms „Konfliktprävention in der Region Südkaukasus, Zentralasien und Moldau“ leitete er während eines Forschungsaufenthaltes in Turkmenistan im Frühling 2009 ein ein-monatiges GIS-Training in Aschgabad. Die Teilnehmer des Trainings kamen aus Turkmenistan und Tadschikistan. Ziel des Trainings war neben dem Erlenen von Grundlagenkenntnissen in Geografischen Informations-Systemen (GIS) die fernerkundungsgestützte Sensibilisierung gegenüber potenziellen und aktuellen Landnutzungskonflikten.

Im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ führte er im Herbst 2008 in den turkmenischen GTZ-Projektgebiete eine Aufnahme der Vegetationsbedeckung durch (Ground-Truthing). Auf den Ergebnissen dieser Arbeit aufbauend wird derzeit am Geografischen Institut der Universität Heidelberg eine fernerkundungsgestützte langzeitliche Untersuchung der Degradation der Vegetationsbedeckung in den Weidegebieten Turkmenistans durchgeführt. Die nachfolgenden Fotos entstanden während der Arbeit an diesem Projekt.

Impressionen aus Turkmenistan

Bokurdok – ein typisches, wenn auch schon relativ großes Wüstendorf im südlichen Bereich der Kara Kum Wüste.

Impressionen aus Turkmenistan

Befestigter Teil einer Wanderdüne am Rand der Ortschaft Bokurdok

Impressionen aus Turkmenistan

Saxaul vor einer Wanderdüne bei Bokurdok. Der sich sowohl vegetativ als auch generativ fortpflazende Saxaul trägt durch sein gleichermaßen breites wie tiefes Wurzelwerk wesentlich zur Stabilisierung des Sandes bei. Des langsamen Wachstums der Pflanze wegen hat das Holz einen sehr hohe Brennwert und ist daher das wichtigste Brennmaterial in den Wüstensiedlungen. Mit dem Ende der Sowjetunion brach auch die geregelte Versorgung mit Brenngas zusammen. Das seither vom Staat zur Verfügung gestellte Gas genügt in der Regel zum Kochen, reicht zum Heizen der Hütten allerdings nicht aus. In der Folge benötigt eine durchschnittliche Familie pro Winter etwa zwei LKW-Ladungen Saxaul. Die Einschlagradien um die Siedlungen vergrößern sich daher jedes Jahr und liegen mittlerweile bei etwa 60 bis 70 km. Im Winter 2008/2009 kam es erstmals zu großräumigeren Überschneidungen der Einschlagbereiche benachbarter Siedlungen, in deren Folge es auch erstmals blutige Auseinandersetzungen um Brennholz gab.

Impressionen aus Turkmenistan

Hoher Weidedruck in Umgebung der Siedlungen und Brunnenanlagen (hier nahe der Ortschaft Böri, im westlichen Teil der zentralen Kara Kum Wüste) bewirkt eine Mobilisierung des zuvor durch die Pflanzen stabilisierten Sandes. Kleine Wanderdünen (Bild oben) entstehen, wachsen bei anhaltender Überweidung und bedrohen so die Ortschaften und Brunnen (nachfolgende Bilder).

Impressionen aus Turkmenistan Impressionen aus Turkmenistan

Photo von einer Wanderdüne nahe einer Brunnenanlage in der zentralen Kara Kum Wüste. Annähernd ringkonzentrisch nimmt der Weidedruck mit zunehmender Entfernung vom Brunnen ab – entsprechend werden die Dünen kleiner, bis sie in etwa 3 – 5 km Entfernung nicht mehr auszumachen sind.

Impressionen aus Turkmenistan

Hütte eines Brunnenwächters in der zentralen Kara Kum Wüste. Im Vordergrund eine sich rasch bewegende kleine Wanderdüne.

Impressionen aus Turkmenistan

Von Wanderdünen bedrohter Teil einer Siedlung. Der Zugang zur abgebildeten Hütte muss vom Besitzer fast täglich neu freigeschaufelt werden.

Impressionen aus Turkmenistan

Neu gebauter Bewässerungskanal in der Wüste, etwa 400km südlich des Zielgebietes. Die Versandung der bis zu 30 Meter breiten und hunderte Kilometer langen Kanäle verursacht anhaltend hohe Wartungskosten. Negative ökologische wie ökonomische Folgen haben zudem die hohen Wasserverluste durch Versickerung.

Impressionen aus Turkmenistan

Auch in den Bergen stellt Überweidung ein erhebliches Problem dar. Lediglich die ungenießbaren (vor allem stark ölhaltigen oder stacheligen) Pflanzen bleiben zurück, die Vegetation verarmt. Die Trittspuren – hier nahe der iranischen Grenze im Südwesten des Landes - wirken bei Starkregen erosionsverstärkend.

Impressionen aus Turkmenistan

Getrockneter Dung als Heizmaterial hinter einem Hof im Bergdorf Konye Gumez nahe der iranischen Grenze. Nach dem Zerfall der Sowjetunion endete die regelmäßige Versorgung der Dörfer mit Gas. Zum Kochen und Heizen wurde daher zunächst das Holz der bis dato dichten Wachholderwälder verwendet. Nachhaltige Forstwirtschaft wurde allerdings nicht betrieben. Der Baumbestand waren daher innerhalb weniger Jahren bis auf Restbestände abgeholzt. Die ohnehin hohe Erosionsgefährdung wurde durch den Verlust der Interzeptionswirkung weiter vergrößert. Schlammfluten sind seither zu einer regelmäßigen Bedrohung in den Gebirgstälern geworden. Mit der Fertigstellung einer kleinen Pipeline hat sich die Gasversorgung des Dorfes in den letzten Jahren wieder gebessert, die Restbestände der Wachholderwälder konnten gesichert werden, Dung bleibt allerdings ein wichtiger Brennstoff.

Seitenbearbeiter: Webmaster-Team
Letzte Änderung: 10.06.2019
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