Forschungsprojekt
GRIPS (GIS basiertes Risikoanalyse-, Informations- und Planungssystem für die Evakuierung von Gebieten)
Ziel des Teilprojektes ist es, Technologien zu untersuchen und zu implementieren, die die Durchführung, Analyse und Visualisierung von Agenten-basierten Simulationen im Hinblick auf Notfallplanung und Evakuierung zur Entscheidungsunterstützung für sicherheitskritische Fragestellungen innerhalb einer dezentralen Geodateninfrastruktur erleichtern. Dies ist ein Teil des Gesamtvorhabens, um großräumige Planungsmöglichkeiten im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zu verbessern. Zwei Evakuierungsszenarien sollen hierbei insbesondere Berücksichtigung finden. Zum einen ein Industrieunfall. Dieser ist dadurch charakterisiert, dass keine Vorwarnzeit besteht, so dass nur eine teilweise Evakuierung der Menschen des öffentlichen Raumes möglich ist. Kritisch ist die Berücksichtigung des dabei entstehenden Verkehrs für die Planung der Gegenmaßnamen. Zum anderen soll ein Überflutungsszenario betrachtet werden. Überflutungen unterscheiden sich von Industrieunfällen im Wesentlichen durch die lange Vorwarnzeit und die Notwendigkeit der Evakuierung großer Bevölkerungsteile. Auch hier muss insbesondere die durch die Überflutung und Evakuierung entstehenden Auswirkungen auf den besonders berücksichtigt werden.
Im Rahmen des Teilvorhabens sind mehrere wesentliche technische als auch wissenschaftliche Arbeitsziele zu erreichen. Auf der wissenschaftlichen Ebene ist zunächst zu untersuchen, wie in geeigneter Weise die dynamischen Prozesse, welche durch eine agentenbasierte Simulation modelliert werden, Sinnvollerweise in eine geographische Anwendung integriert werden können, da typischerweise Geographische Informationssysteme (GIS) auf die Analyse, Verarbeitung und Visualisierung von statischen-räumlichen Modellen ausgelegt sind. Da Daten und Dienste für GIS zunehmen nicht mehr zentral organisiert sind, sondern in Netzwerkstrukturen verteilt sind, ist es notwendig die Interoperabilität verschiedener Softwarekomponenten in einer solchen Infrastruktur sicher zu stellen. Die dezentrale Struktur ermöglicht hierbei die systemübergreifende Verknüpfung verschiedener Ressourcen, welche jeweils unterschiedlichen Verantwortungsbereichen zugeordnet sind, wodurch die unterschiedlichen Fachkompetenzen kombiniert, und typische Probleme wie mangelhaft verwaltete, fehlerhafte oder veraltete Daten und fehlende fachspezifische Analysewerkzeuge vermieden werden. Hierfür müssen geeignete Standards erforscht und untersucht werden. Durch Standardisierung wird der Austausch der verschiedenen Akteure untereinander verbessert und damit letztlich die Sicherheit der Bevölkerung vor Gefahren erhöht.
Da verschiedene Anforderungen von Anwendern auch unterschiedliche Arbeitsabläufe, insbesondere in der Notfallplanung, bedingen, ist es zudem notwendig, die Eignung von Mechanismen zu erforschen, welche die flexible Gestaltung dieser Abläufe unabhängig von der konkreten Implementierung erlauben. Gegeben falls müssen diese Mechanismen um neue zu erforschende Aspekte erweitert werden, um die Anforderungen innerhalb des Projektes genügen zu können.
Aus technischer Sicht sollen in dem Teilvorhaben die zuvor beschriebenen wissenschaftlichen Arbeiten durch geeignete Implementierungen der Konzepte realisiert werden, so dass diese von einem Endanwender im Kontext der Notfallplanung produktiv nutzbar sind.