Universitätssiegel
Cooperation partners
Dr. Kilian Schultes und
Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Historisches Seminar, Universität Heidelberg

Prof. Dr. Paul-Joachim Heinig, Sekretär der Deutschen Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii e.V. bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz
 

Research Project: RIgeo.net

Raumbezogene Analyse­möglichkeiten zur Unterstützung historischer Forschung am Beispiel der Regesta Imperii

RIgeo.net logo

Im Projekt arbeiten Historiker und Geographen zusammen, um das volle Potential der Analysefunktionen von Geographischen Informationssystemen (GIS) für Historiker nutzbar zu machen, indem eine vernetzte Infrastruktur aufgebaut und getestet wird, mit dem Ziel historische und räumliche Daten automatisiert zusammenzuführen und somit einfach räumlich analysierbar zu machen. Als eine im europäischen Kontext relevante Datengrundlage dienen hierzu die online verfügbaren Regesta Imperii (im Folgenden kurz: RI), ein in Form von deutschsprachigen Abstracts angelegtes Inventar aller urkundlichen und historiographischen Quellen der römisch-deutschen Könige von den Karolingern bis zu Maximilian I. sowie der Päpste des frühen und hohen Mittelalters. Die RI umfassen rund 125.000 Regesten von Herrscher- und Papsturkunden. Die RI als eines der wichtigsten Portale stellt eine ideale Plattform für weitergehende räumliche Analysen der in den RI zusammengefasst verzeichneten Urkunden(-texte) selbst dar.

Im Projekt werden Verfahren untersucht und evaluiert wie die reichhaltige Datenbasis der RI automatisiert durch den raumbezogenen Kontext angereichert werden kann und wie das Ergebnis - in einer für Historiker möglichst einfach nutzbaren Form - web-basiert zur Verfügung gestellt werden kann. Dabei sind die zwei Hauptaufgaben Datenaufbereitung und -integration einerseits (insbesondere Geocoding/Geotagging, Aufbau Geodatenbank) und nachfolgende raum-zeitliche Analyse andererseits zu unterscheiden. Auf Basis dieser Untersuchungen werden für beide Teilbereiche entsprechende Verfahren und Werkzeuge konzipiert und umgesetzt.
Unter Historikern wurden Historical Geographic Information Systems (HGIS) lange Zeit zumeist als zwar eindrucksvolle, aber arbeitsintensive Methode zur Visualisierung von räumlich-historischen Zusammenhängen wahrgenommen, die zuvor bereits auf „konventionellem“ Weg identifiziert und nachgewiesen worden waren. Während Raum als wichtige Untersuchungsebene in die Geschichtswissenschaften Einzug gehalten hat („How Histories make Geographies“ und vice versa "Spatial Turn"), so erfordert nun die exponentiell ansteigende Zahl von historischen Digitalisaten neue Werkzeuge zum Datenmanagement, zur raumbezogenen Suche, zur Geovisualisierung und letztlich historisch-geographischen Analyse. HGIS - und die einhergehende enge Kooperation von Geographen und Historikern - kann hier eine Lösung für die vielfach im globalen Zusammenhang forschenden Historiker und Geographen liefern, um Information räumlich-zeitlich zu integrieren und zu aggregieren.

Forschungsfragen und Aufgaben beinhalten die Verortung der RI durch Verfahren des Geotagging und Geooding und die Konzeption geeigneter raumzeitlicher Analysemethoden und deren Web-basierte Umsetzung.
U.a. ist als Anwendungsbeispiel die Erzeugung und Darstellung eines Itinerars (Reisewegs) der in den Regesten genannten Akteure zu untersuchen. Dies ermöglicht die Erstellung eines räumlich-zeitlichen Modells von Reisekönigtum und Herrschaftssphären, so z.B. Kontakte zwischen dem König und seinen Vasallen, die Strategien zur Rangverteidigung und -mehrung abbilden. Neben den weltlichen wie kirchlichen „Topographies of Power“ sind hier für die (Historische) Geographie die Bewegungsradien der Akteure und sogar die sich hierüber abbildende mittelalterliche Infrastruktur von großem Interesse. Unschärfen stellen eine besonders hervorzuhebende Herausforderung für das Projekt dar und müssen explizit berücksichtigt werden. Die räumliche und zeitliche Verortung z.B. einer Quelle, eines Ereignisses, eines Aufenthaltsor tes, ist in häufig Ergebnis einer Interpretation und von unterschiedli cher Schärfe. Diese Unschärfe der vierdimensiona len Angabe muss in der Datenaufbereitung berücksichtigt werden, um eine sichere Grundlage für Inter pretationen zu geben (und keine falsche Schärfe zu suggerieren). Die raumzeitlichen Analyseverfahren und Werkzeuge müssen in der Lage sein, diese mehrdimensionalen Mehrdeutigkeiten zu speichern, zu bewerten und letztlich zu visualisieren.

Details: http://www.rigeo.net/

Editor: Webmaster-Team
Latest Revision: 2016-09-25
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