Universitätssiegel
Projekt
Förderung: EU (Interreg IIIB NWE) und Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
Laufzeit: 2003 bis 2005
 
Mitarbeiter
Stefan Berwing
Christian Fischer
Tim Freytag
Michael Hoyler
Christoph Mager
Peter Meusburger
 

Forschungsprojekt

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Polynet Rhein-Main

Polynet Rhine-Main: Sustainable Management of European Polycentric Mega-City Regions

Kurzbeschreibung

Im Rahmen des Interreg IIIB Programms für Nordwesteuropa wird das geförderte Projekt funktionale Verflechtungen polyzentrischer Stadtregionen vergleichend untersuchen. Koordiniert vom renommierten Stadtforscher Sir Peter Hall am Institute for Community Studies in London beteiligen sich neben dem Heidelberger Geographischen Institut sieben weitere wissenschaftliche Einrichtungen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, den Niederlanden und der Schweiz. Als Untersuchungsregionen wurden Brüssel, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Paris (Ile-de-France), London (Südostengland), Dublin, Amsterdam (Deltametropolis) und die Metropolregion Zürich ausgewählt. Die genannten Agglomerationsräume besitzen eine unterschiedlich stark ausgeprägte polyzentrische Struktur und unterscheiden sich zudem hinsichtlich ihrer Größe und Einwohnerzahl. Die Regionen Rhein-Ruhr und Rhein-Main können im bundesdeutschen Kontext als einzige stark polyzentrisch geprägte Agglomerationsräume bezeichnet werden. Im Unterschied zu bereits vorliegenden Studien zielt Polynet nicht primär auf eine vergleichende Analyse sozioökonomischer Strukturdaten auf Kreis- oder Gemeindeebene. Im Vordergrund stehen vielmehr funktionale Verflechtungen von Unternehmen des gehobenen Dienstleistungssektors aus besonders kommunikationsintensiven Bereichen wie z.B. Banken und Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Anwaltskanzleien und Werbeagenturen.

Methodisch orientiert sich die Untersuchung an aktuellen Studien von GaWC (Globalization and World Cities Study Group and Network), welche die Strukturen von internen Organisations- und Kommunikations-netzwerken global agierender Dienstleistungsunternehmen auf nationaler und internationaler Ebene aufzeigen. Polynet greift die von Peter Taylor entwickelte GaWC-Methodologie auf und möchte neben den globalen, europäischen und nationalen Netzwerkstrukturen auch bestehende Verflechtungen innerhalb einzelner Agglomerationsräume erfassen. Das entstehende Bild von branchenspezifisch differenzierten Wirtschafts- und Informationsströmen ermöglicht einen Vergleich der verschiedenen Untersuchungsregionen und kann überdies als Grundlage zur Entwicklung regionalpolitischer Strategien genutzt werden.

Das Geographische Institut der Universität Heidelberg untersucht in diesem Projekt die Frankfurter Rhein-Main-Region. Die wichtigsten Knotenpunkte innerhalb der polyzentrischen Struktur des Rhein-Main-Gebiets lassen sich mit Hilfe sozioökonomischer Strukturdaten und insbesondere durch eine kleinräumige Analyse der Pendlerströme bestimmen. Als bedeutendere regionale Zentren treten neben Frankfurt die Landeshauptstädte Wiesbaden und Mainz, der Forschungsstandort Darmstadt, die Industriestädte Offenbach und Hanau sowie das bayrische Aschaffenburg hervor. Hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl, des Arbeitsplatzangebots und des Anteils der im tertiären Sektor Beschäftigten bestehen zwischen den sieben ausgewählten Städten erhebliche Unterschiede. Als internationales Finanz- und Dienstleistungszentrum nimmt Frankfurt eine führende Position innerhalb der Rhein-Main-Region ein, die jedoch nicht an die Dominanz von London in Südostengland oder Paris innerhalb der Ile-de-France heranreicht.

Anhand einschlägiger Firmenregister und ergänzender Internetrecherchen werden im Verlauf des Projekts für eine geschichtete Stichprobe der ansässigen Dienstleistungsunternehmen deren innerbetriebliche Organisations- und Kommunikationsstrukturen in ihrer räumlichen Dimension herausgearbeitet. Daraus ergibt sich eine vergleichende Übersicht zur Verflechtungsintensität für die einzelnen Branchen und Standorte auf jeweils unterschiedlichen geographischen Maßstabsebenen. Eine qualitative Bewertung der funktionalen Verflechtungsmuster ist auf der Grundlage von Leitfadeninterviews mit Führungskräften der ansässigen Unternehmen erfolgt. Ergänzend wurde eine Analyse unternehmerischer Informationsströme mit Hilfe von Kommunikations- und Mobilitätstagebüchern vorgenommen. Darüber hinaus wurden Vertreter von Planungsbehörden, politischen Institutionen und Wirtschaftsverbänden aktiv in den Forschungsprozess eingebunden und haben in Experteninterviews und Diskussionsforen zur kritischen Auseinandersetzung mit den gewonnenen Erkenntnissen beigetragen.

Die räumlich-administrative Gliederung des Rhein-Main-Gebiets hat sich immer wieder als entscheidendes Hindernis im Bemühen um eine einheitliche und erfolgreiche Regionalplanung erwiesen. Häufig wird dafür die gebietsräumliche Ausdehnung in den Bereich dreier Bundesländer (Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern) verantwortlich gemacht. Vor diesem Hintergrund ist das Projekt auch der Frage nachgegangen, ob bzw. inwiefern der polyzentrische Charakter der Region und eine möglicherweise daraus resultierende Konkurrenzsituation als Ursache für die bestehenden Planungsschwierigkeiten angesehen werden können. Mit Fokus auf den funktionalen Verflechtungen von Unternehmen wurden vorhandene Informations- und Kommunikationsströme identifiziert und im Hinblick auf Potentiale für eine verstärkte regionale und regionsübergreifende wirtschaftliche und planerische Kooperation evaluiert. Im europäischen Rahmen hat das Projekt dazu beigetragen, regionalpolitische Strategien für die Verwirklichung einer ausgewogenen und nachhaltigen Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur in Metropolregionen zu entwickeln.

Publikationen

Hoyler, M., Freytag, T. und C. Mager (2008): Connecting Rhine-Main: The production of multi-scalar polycentricities through knowledge intensive business services. Regional Studies, 42 (8), 1095-1111.

Freytag, T., Fischer, C. und C. Mager (2007): Nationale Verflechtungsprofile wissensintensiver Dienstleistungsunternehmen in der Rhein-Main Region. In: Heinelt, H., Kujath, H.J. und K. Zimmermann (Hrsg.): Wissensbasierte Dienstleister in Metropolräumen. Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich, 183-196.

Freytag, T., Hoyler, M., Fischer, C. und C. Mager (2006): Rhine-Main: Making polycentricity work? In: Hall, P. und K. Pain (Hrsg.): The polycentric metropolis: learning from mega-city regions in Europe. London: Earthscan, 163-171.

Hoyler, M., Freytag, T. und C. Mager (2006): Advantageous fragmentation? Reimagining metropolitan governance and spatial planning in Rhine-Main. Built Environment, 32, 124-136. (Auch unter: GaWC Research Bulletin 191/2006)

Fischer, C., Freytag, T., Hoyler, M. und C. Mager (2005): Rhein-Main als polyzentrische Metropolregion: Zur Geographie der Standortnetze von wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen. Informationen zur Raumentwicklung, Heft 7 (2005), 439-447.

Fischer, C., Freytag, T., Hoyler, M. und C. Mager (2005): Connecting Rhine-Main: functional urban regions and multiscalar organisational networks of advanced producer service firms. In: Feldhoff, T. und W. Flüchter (Hrsg.): Shaping the future of metropolitan regions in Japan and Germany: governance, institutions and place in new context. Duisburg: Universität Duisburg-Essen, 49-59.

Freytag, T. und C. Mager (2003): EU-Projekt zu polyzentrischen Metropolregionen in Nordwesteuropa. Journal der Heidelberger Geographischen Gesellschaft (HGG-Journal) 18, 156-158.

Seitenbearbeiter: Webmaster-Team
Letzte Änderung: 03.05.2019
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