02.05.2022
Autorin: Teresa Weise
Im Rahmen der Urban Health Case Challenge 2021 der European University Alliance 4EU+ generierten interdisziplinäre, internationale Teams eine Fülle an kreativen Maßnahmen zur Förderung von mentaler Gesundheit und sozialem Wohlbefinden für Mannheims Stadtteil Herzogenried. Die Antwort der Teammitglieder Anna Skiba (Soziologie), Emilia Mazur (Anthropozoologie), Sabína Vančíková (Immunologie) und Teresa Weise (Geographie) auf diese Fragestellung lautete „Green Therapy on the Streets“.
„Green Therapy on the Streets“ beinhaltet zwei Ansätze: Urban Art und aktiver Einbezug der Bevölkerung in die Gestaltung. Das Aufhängen von Bildern und Postern mit Baum- und Pflanzenmotiven, gemalt von lokalen Künstler*innen mit luftschadstoff-filternder Farbe, soll zum Spazieren im Stadtteile einladen und bringt weitere Vorteile mit sich, darunter saubere Luft; Kunst im Stadtteil, die diesen attraktiver für Einwohner:innen und Besucher:innen macht; und therapeutische Nachrichten, die helfen, die Stimmung zu heben. Der zweite Ansatz soll die Einwohner:innen aktiv miteinbeziehen, durch Nachrichten und Bilder, durch die sie sich selbst ausdrücken können. Das kann beispielsweise durch ein gemeinschaftliches Kunstprojekt geschehen, welches den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil stärkt, einen Ort zur Selbstentfaltung bietet und daher Vandalismus reduzieren kann, Kunst in den Stadtteil bringt und zum Spazieren einlädt. Den vollständigen Bericht mit weiteren Informationen zum Projekt gibt es hier.
26.04.2022
Autor: Janis Neumann
Es war zwar etwas regnerisch, die Wissbegierde von ca. 35 Jugendgemeinderäte aus ganz Baden-Württemberg aber dennoch ungebrochen. Unter dem Motto „Stadt der Zukunft“ stand am vergangenen Sonntag (24.04.2022) eine Exkursion in die Heidelberger Bahnstadt an. Der Dachverband der Jugendgemeinderäte im Land hatte dazu eingeladen, sich kontrovers mit den Themen Nachhaltigkeit, Stadtplanung und Miteinander in den Städten zu befassen. Unter der Leitung von Anne Morlock und Janis Neumann von der Arbeitsgruppe Stadtgeographie der Universität Heidelberg konnten dabei einige Impulse gegeben und viele Fragen für die anschließende Fish-Bowl-Diskussion gesammelt werden. Insbesondere das soziale Miteinander und die Bedeutung des Projekts Bahnstadt für andere Kommunen interessierte die Teilnehmenden brennend. Dabei erkannten sie in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales zahlreiche Handlungsfelder und benannten Herausforderungen und Potenziale des Projekts.
Nachdem im Rahmen der 90-minütigen Exkursion und mehreren Stationen im Stadtteil eine kleine Pause folgte, trafen sich alle Beteiligten zu einer anschließenden Diskussionsrunde in den Räumlichkeiten des Stadtjugendrings Heidelberg. Mit Vertretern aus der Stadt- und Kommunalpolitik und verschiedenen politischen Lagern sowie dem Exkursionsleiter Janis Neumann fand zunächst eine Podiumsdiskussion statt, die sich wiederum mit der „Stadt der Zukunft“ befasste und die Frage aufwarf, inwieweit die Bahnstadt ein Schritt in die richtige Richtung darstellt. Erweitert wurde die Diskussion auch durch zahlreiche Beiträge aus dem Publikum, die sich insbesondere dafür stark machten, inwiefern auch der Jugendgemeinderat und die Jugend an sich stärker und effektiver in große, stadtplanerische Entscheidungen eingebunden werden kann.
Am Ende standen zahlreiche Erkenntnisse für alle TeilnehmerInnen, die sie nun in Ihre Heimatkommunen und die dortigen Jugendgemeinderäte einbringen werden.
21.04.2022
Autorin: Caroline Walter
Seit drei Jahren gibt es ein direktes Austauschprogramm zwischen den Geographischen Instituten der Uni Heidelberg und der University of Illinois, einer der großen Public Universities im Mittleren Westen der USA. Die College Town im zweitflachsten Bundesstaat der USA ist von Prärien mit Mais- und Sojafeldern umgeben. Doch die scheinbare Eintönigkeit täuscht! So erwacht die Stadt nach den heißen, schwülen Sommern mit der Rückkehr der Studierenden im Herbst plötzlich zu vollem Leben und man hat alle Hände voll zu tun, die unzähligen Freizeitaktivitäten mit den Anforderungen des Semesters unter einen Hut zu bringen! Wie wäre es mit Kaffee auf dem Quad, der großen Grünfläche in der Mitte des Campus, wo an warmen Herbst- und Frühlingstagen Hängematten aufgehängt und Frisbee gespielt werden? Movie, Trivia und Karaoke Nights in der Illini Union? Kostenlose Yoga-, Zumba- oder Boxkurse zum Ausgleich nach stressigen Prüfungsphasen? Beachvolleyballspiele mit neugewonnenen Freunden in der Unisportliga?
Die College Town inmitten der Maisfelder hat also einiges zu bieten, was es für ein aufregendes Auslandssemester braucht! Und auch akademisch bietet die UIUC neue Perspektiven und vor allem Einblicke in die amerikanische Unikultur. Am besten im Gedächtnis bleiben mir wohl die lebhaften Diskussionen mit anderen Graduate Students und die vielseitigen Kursmaterialien – von anthropologischen Graphic Novels über animierte Filme zu creative non-fiction war hier alles vertreten. Veranstaltungen wie Mobility Justice und Geographies of Sub-Saharan Africa der Arbeitsgruppe „Cities, Space, and Society“ am Geographischen Institut, aber auch interdisziplinäre Kurse an anderen Instituten wie Gender in International Development oder Women in Muslim Societies vereinen aktuelle Forschungsschwerpunkte im Bereich Gender, Diversität, Nachhaltigkeit, Migration, und Klimawandel, und bieten spannende Anknüpfungspunkte zur Forschung in Heidelberg.
Ihr seht, der Aufenthaltswert der selbsternannten „micro-urban community“ ist hoch! Auch wenn die Anmeldefrist für das akademische Jahr 2022/23 bereits vorbei ist, findet ihr hier weitere Informationen, falls ihr nun Lust habt, in den folgenden Jahren mal den Mittleren Westen der USA zu entdecken.
19.03.2022
Autorin: Nina Kastner
Vereinsamung kann verschiedenste Ursachen haben. Ein verstärkender Faktor insbesondere für die ältere Generation ist die zunehmende Wandlung der gewohnten städtischen Infrastruktur. Die von früher bekannten und vertrauten Läden werden durch scheinbar zeitgemäßere Angebote ersetzt und so aus dem Stadtbild verdrängt. Gleichzeitig schrumpft das soziale Netz dieser Generation. Ausgehend von dieser Beobachtung gestaltete das Team der Urban Health Case Challenge 2021 um Ewa Jarosz (Soziologie), Katerina Fibichova (Psychologie), Michelle Messina (Medical and Health Management) und Nina Kastner (Geographie) ein Projekt namens "Good Mood Booth". Für die Good Mood Booths werden alte Telefonzellen im Quartier reaktiviert und ihnen neues Leben eingehaucht.
Die Good Mood Booths bieten verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Einerseits das erreichen anderer Telefonzellen im Quartier. Dies ermöglicht zufällige Begegnungen innerhalb der Nachbarschaft. Außerdem ist eine Verbindung zu einer kostenlosen psychologischen Unterstützungs-Hotline per Knopfdruck möglich. Neben diesen Angeboten bieten die Good Mood Booths Bewohner*innen eine Option, sich kreativ in einzubringen und die Telefonzellen zu gestalten. Auf diese Weise werden neben der alten Generation, an die sich das Angebot in erster Linie richtet, auch junge und kreative Menschen mit eingebunden. Falls Sie gern mehr über das Projekt erfahren möchten, finden Sie den vollständigen Bericht hier.
07.03.2022
Autor: Rouven Seibert
Im vergangenen Herbst ging die Urban Health Case Challenge der 4EU+ European University Alliance in die zweite Runde. In internationalen Teams erarbeiteten die Teilnehmenden Projekte, die eine gute Vereinbarkeit des Zusammenlebens in städtischen Quartieren und der mentalen Gesundheit der oft sehr heterogenen Bewohner*innen garantieren sollten. Die Studierenden Lucrezia Castiglioni, Amalia Shaliha, Oluwatobi Shekoni, Adam Matinek und Rouven Seibert entwickelten dabei das Projekt „HEARTzog.“ Dessen Name spielt auf das Beispielquartier der Case Challenge, Herzogenried in Mannheim, an und beinhaltet eine Online-Plattform und Applikation, mit der die allgemeine mentale Gesundheit der Einwohner:innen des Quartiers verbessert werden soll. HEARTzog vereint eine Social Media-Plattform, die über soziale, kulturelle und sportliche Freizeitaktivitäten informiert, mit „promotion events“, bei denen Anwohner:innen Fragen stellen und Hilfe erhalten können. Das bereits existierende Quartiersmanagement soll dabei aktiv in die Umsetzung einbezogen werden. Falls Sie gern mehr über das Projekt erfahren möchten, finden Sie den vollständigen Bericht hier.
01.02.2022
Autorin: Anne Morlock
Bild: TRN
Während sich das Wintersemester dem Ende zuneigt, hat sich die Gruppe des Forschungsprojekts „Umwelten-Umbrüche-Umdenken“ an der westlichen Grabenschulter des Oberrheingrabens in Trifels, Annweiler zusammengetroffen, um Forschung zu vertiefen und Inhalte zu diskutieren. Nach nun fast zwei Jahren des Projekts im Onlineformat, wurde das zweitägige persönliche Zusammentreffen von allen herbeigesehnt. Ausgangspunkt für angeregte Diskussionen waren zuvor vorbereitete Texte zu den Themen Transformation, Populismus, Resilienz und Krise. Die interdisziplinäre Gruppe, eröffnete ein vielfältiges Feld an Begriffsverständnissen und zeigte einerseits auf wie verwoben die genannten Begriffe miteinander sind, welche Synergien sich formen können aber auch ihre Widersprüchlichkeit. Unter dem Aspekt der allgegenwärtigen Klimakrise wurde aber auch deutlich wie unabdingbar diese Konzepte für eine ganzheitliche Betrachtung sind.
Neben den inhaltlichen Diskussionen stellte das gemeinsame Zusammensitzen und die Erkundung der naheliegenden Burg Trifels einen Höhepunkt des Retreats dar.
11.01.2022
Autorin: Marlene Friedrich
Die Urban Health Case Challenge der 4EU+ European University Alliance ging im Jahr 2021 in die zweite Runde. Den zentralen Ausgangspunkt in diesem Jahr bildete die Frage nach einer guten Vereinbarkeit des Zusammenlebens in städtischen Quartieren und der mentalen Gesundheit sowie dem Wohlbefinden ihrer oft sehr heterogenen Bewohner*innen. Aufgrund der internationalen Besetzung der Teams mit Studierenden aus insgesamt acht europäischen Universitäten und der Covid-19 Pandemie wurde die Urban Health Case Challenge erneut als Online-Format durchgeführt. Nach der intensiven Phase der Ausarbeitung eines Lösungsvorschlags wurden die Projekte einer interdisziplinären Jury vorgestellt. Eine zusammenfassende Beschreibung der Lösung „Game Changer“ von Marlene Friedrich im Namen des fünfköpfigen internationalen Teams, dem weiterhin Anna de Amici, Jan Chmielewski-Gill, Eliška Sýkorová und Susan Sitoula angehörten, finden Sie hier.
22.11.2021
Autorinnen: Anne Morlock, Friederike Reents, Tanja Granzow, Jacqueline Lorenzen
Bild: Anne Morlock
Ganz im Sinne des Ziels des TRN, das Verhältnis von Mensch und Umwelt umfassend und disziplinenübergreifend neu zu denken, veranstalteten die Literaturwissenschaftlerin Friederike Reents, die Umweltphysikerin Sanam Vardag, die Rechtswissenschaftlerin Jacqueline Lorenzen und der Sinologe Matthias Schumann im Sommersemester 2021 ein unter dem Titel „Rethinking Environment“ stehendes Marsilius-Brückenseminar.
Im interdisziplinären Dialog konnten die Teilnehmer:innen die Verständigung und Kommunikation außerhalb der eigenen Disziplin erproben. Eine gemeinsame Grundlage schaffte eine Einführung in die Arbeitsweisen und Methoden der unterschiedlichen Disziplinen. Aufbauend wurden in insgesamt sechs Panels Beiträge aus den Natur-, Kultur- und Geisteswissenschaften präsentiert. Hierbei diskutierten die Studierenden u.a. der Ethnologie, der Literaturwissenschaften, der Physik, der Biologie und der Rechtswissenschaften über den Stand und die Verantwortung der Menschen im Anthropozän, die Corona-Krise als möglichen Auslöser für Veränderung hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt sowie über sich wandelnde Mensch-Tier- bzw. Mensch-Umwelt-Beziehungen, etwa in Bezug auf den Tierschutz in China und Taiwan oder der Frage nach der Zuschreibung eigener Rechte an die Natur. Ausgangspunkt des dreitägigen Seminars bildete die Frage nach der Rolle des Menschen im Anthropozän und seiner Bedeutung als geophysikalische Kraft. So wurde die Notwendigkeit eines Loslösens von der dichotomen Aufstellung von Mensch/Natur erörtert, die die gleichzeitige Überwindung der Perspektive der Sonderstellung des Menschen erfordert. Anknüpfend diente die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz als appellierendes und aktuelles Beispiel, wie matters of facts, wenn sie sich mit unserem Leben verbinden, zu matters of concern werden. Die verpasste Dringlichkeit, die sich in diesem Fallbeispiel verbirgt, diente als Referenz, um sowohl die Gestaltungsmacht als auch mögliche Handlungsmöglichkeiten rechtsveräußernder Institutionen und literarischer Werke zu diskutieren. Kann ökokritische Literatur ein neues Bewusstsein schaffen? Wie viel Verbindlichkeit brauch es, dass auf Worte Taten folgen? Welche neuen Formen von Agency braucht es? Wie können nicht-menschliche Akteure inkludiert werden?
Die Betrachtung ausgewählter Populationen und Spezies und der zeitweise Rückzug des Menschen aus unterschiedlichen Systemen infolge des globalen Shutdowns der Coronapandemie verdeutlichte das teils unbewusste, zerstörerische Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Anhand des Theaterstücks „Der letzte Mensch“ des österreichischen Schriftstellers Philipp Weiss wurde zudem ein Blick auf mögliche utopische wie dystopische Klimazukünfte geworfen. Diese stellten das literarische Gegenstück zu den zuvor dargestellten mathematischen Modellierungen dar.
Abgerundet wurde das Seminar mit einer von der Humangeographin Ulrike Gerhard geleiteten Exkursion durch die Heidelberger Bahnstadt, welche den Seminarteilnehmer:innen die Möglichkeiten und Probleme nachhaltiger Stadtentwicklung vor Augen führte. Begleitet wurde die Exkursion von ausgewählten Gedichten, die den gelebten und wahrgenommen Raum literarisch umschreiben und aufkommende Konflikte und Potenziale widerspiegeln. Das Zusammenkommen unterschiedlichster Anforderungen an einen nachhaltigen Stadtteil zeigte die Schnittstellen zwischen der theoretischen Diskussion und der praktischen Umsetzung auf und verdeutlichte die Notwendigkeit eines disziplinenübergreifenden Austausches. Im Wintersemester 2021/22 gibt es ein weiteres Marsilius-Brückenseminar zum Thema “Körper(um)welten“, das gemeinsam von Tanja Granzow, Friederike Reents und der Medizinhistorikerin Karen Nolte veranstaltet wird.
27.10.2021
Autorin: Ulrike Gerhard
Bild: Ulrike Gerhard
Während in Heidelberg das Wintersemester an den Start gegangen ist und forschungsorientierte Lehre praktiziert, traf sich ein Teil der Arbeitsgruppe in Baltimore wieder, um eigene Forschungen zu vertiefen, aber auch zu diskutieren. Auf der Konferenz „Race, Ethnicity and Place“ veranstalteten wir zusammen mit Prof. Solange Munoz von der University of Tennessee at Knoxville ein Panel zum Thema: „Race, Ethnicity and Place as an International Vision: Researching Trust and Authority in U.S. Cities” . Dabei zeigt sich erneut, wie vielfältig diese “umkämpften” Begriffe sind und welchen Einfluss der regionale, politische und subjektive Kontext besitzt, wenn wir Forschung betreiben. Es wurde aber auch deutlich, wie hilfreich und passend die Konzepte von Autorität und Vertrauen (wie wir sie im Graduiertenkolleg Authority and Trust am HCA verwenden) sind, um sich dem Thema von Ungleichheiten in unseren Städten zu widmen.
Im Anschluss an die Sitzung haben wir Stadtgeographie mit Leib und Magen betrieben – hier sind wir zusammen mit anderen Konferenzteilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Lexington Market bei Crab Cake und Gumbo. Anschließend ging es nach Upton entlang der Pennsylvania Ave, wo sich die Stadt in ihrer Vielfalt aber auch Armut sehr deutlich zeigte (siehe Bild rechts).
25.10.2021
Autorin: Ira Borgstedt
Bild: Philipp Schulz
Im Wintersemester 2020/21 fand erstmals das Seminar „Resilient Cities” statt, das als innovatives Unterrichtsformat unter dem Dach der 4EU+ Allianz durchgeführt wurde. Das Besondere daran: Es wurde in Kooperation mit der Universität Sorbonne in Paris und der Karls-Universität in Prag angeboten. Aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen folgte die Veranstaltung dem Format des Blended Learnings, bei dem digitale und analoge sowie synchrone und asynchrone Elemente eingesetzt wurden. Nach der ersten Phase im inzwischen bekannten digitalen Seminarformat folgte im September ein Workshop in Prag, der neben dem persönlichen Kennenlernen vor allem die Diskussion der eigenen Forschungsergebnisse und die Betrachtung von Fallbeispielen vor Ort zum Ziel hatte.
Obwohl der Workshop aufgrund der Corona-Pandemie zeitlich verschoben werden musste und nicht direkt an den Onlineunterricht anknüpfen konnte, hat sich das Warten gelohnt. Der erste Tag des Workshops begann mit einer spannenden Keynote Lecture, bei der auf das Tschechische System der räumlichen Planung eingegangen wurde und eine Perspektive auf regionale Verknüpfungen und Fördermöglichkeiten eröffnet wurde. Anschließend wurde in Kleingruppen über die sozialen, wirtschaftlichen, und infrastrukturellen Aspekte von Resilienz in den jeweiligen Heimatstädten der Teilnehmer*innen diskutiert.
Am zweiten Tag besuchten wir verschiedene Orte im Umland von Prag, an denen Resilienz hautnah erfahren werden konnte: Wie wird Resilienz von den Betreibern von Microbreweries umgesetzt und bewertet? Wie lässt sich soziale Resilienz in der Tourismusstadt Kutná Hora beobachten? Und was haben die Hochleistungslaser des Forschungsinstituts Eli Beamlines mit Resilienz zu tun? Diese und jede Menge weitere Fragen wurden bei einem gemütlichen Zusammensein am Abend und auch während der Abschlusssitzung am folgenden Tag rege diskutiert.
Besonders gefallen hat uns dabei die Möglichkeit, Kontakte mit Studierenden anderer Universitäten zu knüpfen und dabei auch die Sichtweise anderer Disziplinen aufzunehmen. Der Blick auf drei verschiedene Städte – Paris, Prag und Heidelberg – hat während der Diskussion der einzelnen Fragen geholfen, das Konzept der Resilienz besser zu verstehen und die lokalen Besonderheiten herauszuarbeiten.
07.07.2021
Autor: Philipp Schulz
„Stellen Sie sich folgendes vor: Sie laufen an einem sonnigen Tag die Straße entlang, genießen das Wetter und denken über das bevorstehende Wochenende nach. Plötzlich entdecken Sie auf einem Platz einen riesigen Bildschirm, der größer ist als Sie selbst. Davor steht ein Tisch mit einer markanten Tischdecke, der sich scheinbar in den Bildschirm hinein verlängert. Daran sitzen Menschen, die sich miteinander unterhalten. Bei genauerem Hinsehen sitzen die Personen aber gar nicht an einem Tisch, sondern an zwei identischen Tischen an zwei unterschiedlichen Orten.“
Mit dieser Einleitung wurden die Teilnehmenden des Sounding Boards begrüßt und an die Vision des Bi/e-Local Teams herangeführt. Die Idee wurde im Jahr 2019 beim Sommercamp der Schader-Stiftung geboren. Der Kerngedanke liegt darin, räumlich getrennte Orte durch die Möglichkeiten der Digitalisierung dauerhaft miteinander zu verbinden. Dabei soll das zur Interaktion genutzte Medium in den Hintergrund treten und ein niederschwelliger Zugang entstehen. Anders gesagt: Es geht um einen dauerhaften Video-Call, der verschiedene Stadtteile oder Städte miteinander verbindet und dem ohne technische Vorkenntnisse beigetreten werden kann.
Bei der Veranstaltung ging es neben der konkreten Umsetzbarkeit des Projekts aber auch um grundsätzlichere Fragen. Welche neuen räumlichen und gedanklichen Arrangements werden durch die Verschmelzung der digitalen und der analogen Sphäre geschaffen? Wo bleibt die analoge Kommunikation unersetzbar? Diese und weitere Fragen wurden aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert und in den Sessions Gebautes, Gedachtes, Prozesshaftes, Technisches & Rechtliches sowie Öffentliches weiter vertieft. Das hybride Veranstaltungsformat hat dabei vor Augen geführt, dass die Verschmelzung der digitalen und der analogen Sphäre möglich ist, keinesfalls aber einen Selbstläufer darstellt. Eine Dokumentation der Veranstaltung folgt, weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
22.06.2021
Autor: Marc Heptig
Nachdem Darmstadt im Jahr 1997 vom Land Hessen der Titel der „Wissenschaftsstadt“ verliehen wurde, setzte sich die Stadt 20 Jahre später beim Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ unter anderem auch gegen Heidelberg durch. Welche Konzepte und Strategien impliziert diese wissenschaftliche und digitale Ausrichtung der Stadt? Und in welcher Beziehung stehen diese zur Nachhaltigkeit in den Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie? Dies ist nur ein Ausschnitt der Fragen, die im Mittelpunkt der Exkursion „Darmstadt – Facetten der Stadtentwicklung“ unter der Leitung von Philipp Schulz standen. In Kooperation mit der Schader-Stiftung erlebten wir zwischen dem 31.05.2021 und 02.06.2021 drei abwechslungsreiche Exkursionstage, gefüllt mit wissensstiftenden Vorträgen, spannenden Diskussionen und interessanten Begegnungen in Darmstadt.
Die Exkursion ließ uns gedanklich vom Oberdevon (ca. 360 Millionen Jahre vor heute) bis in die Mitte der 2020er Jahre reisen. Innerhalb dieser „Zeitreise“ offenbarte uns die Stadt Darmstadt ihre diversen Facetten. Während Orte wie die Mathildenhöhe oder das Residenzschloss einen Eindruck der historischen Phasen der Stadtgestaltung und -entwicklung vermittelten, stehen das Darmstadtium und die unzähligen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen (TU Darmstadt, Fraunhofer Institute, ESOC usw.) für die gegenwärtigen und zukunftsgerichteten Entwicklungen der Stadt. Eine weitere Perspektive auf die Zukunft Darmstadts eröffnete sich uns durch einen Einblick in die Planungen und auf die Baustelle auf der Konversionsfläche der ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne. Der dort neu entstehende Stadtteil Ludwigshöhviertel wird voraussichtlich ab 2026 bewohnbar sein. Abgerundet wurde unsere „Zeitreise“ durch den Besuch des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, dessen Gesteine noch von einer präanthropozänen Ära zeugen und uns die heutige naturräumliche Einbettung Darmstadts vergegenwärtigten.
Es bleibt abzuwarten, welchen Entwicklungspfad die Stadt Darmstadt in Zukunft beschreiten wird. Während der Exkursion wurde deutlich, dass Darmstadt großes Potenzial besitzt, sich als Wissensknoten von internationaler Bedeutung zu etablieren. Wie wir Geographinnen und Geographen jedoch am besten wissen, sollte das Nachhaltigkeitsdreieck dabei möglichst gleichseitig bleiben.
11.03.2021
Autor: Philipp Schulz
Medienpräsenz Umweltthemen
Große Demonstrationen sind derzeit vollkommen undenkbar und die Klimakrise wurde zumindest in der öffentlichen Aufmerksamkeit durch eine ganz andere Krise abgelöst. Eine immer zunehmende Medienpräsenz, die noch im Laufe des Jahres 2019 beobachtet werden konnte, ist aktuell in weite Ferne gerückt. Das Thema bleibt aber eines, das der wissenschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Beachtung bedarf.
Im aktuellen HGG-Journal wagen wir deshalb einen Blick zurück auf die Zeit vor Corona und befassen uns mit der Frage, wie aus dem Wissen um den Klimawandel auch sogenanntes Klimahandeln entstehen kann. Im Vordergrund steht dabei eine Befragung unter den Teilnehmern zweier Demonstrationen von Fridays for Future im Spätsommer und Herbst 2019, die zusätzlich mit der lokalen Berichterstattung und der Medienpräsenz ausgewählter Umweltthemen in Verbindung gebracht wird. Einen Bericht zur Pilotstudie „Bottom-Up-Ansätze zum Klimahandeln“ aus dem aktuellen HGG-Journal finden Sie hier.
23.02.2021
Autorinnen: Sarah Mack und Anne Morlock
Ebenso wie das Projekt HeidelHugs ist auch die Idee zu den Hygge Huts im Rahmen der Urban Health Case Challenge der 4EU+ European University Alliance entstanden. Für die Disziplin der Geographie waren Sarah Mack und Anne Morlock vertreten, die das Konzept kurz vorstellen: „Sind Sie bereits hungrig nach sozialen Kontakten? Eine Studie, erschienen im Magazin Nature Neuroscience, ergab, dass die neuronale Reaktion auf soziale Reize nach einer Isolation dieselbe ist, die Nahrung nach dem Fasten hervorruft. Dieses Verlangen nach sozialer Nähe und Interaktion kann jedoch kaum durch digitale Medien gestillt werden.
Wie kann soziale Nähe bei gleichzeitiger Distanz zur Vermeidung einer Infektion mit Covid-19 erreicht werden?“ Die Antwort auf diese Frage sowie vollständige Projektbeschreibung finden Sie hier.
16.02.2021
Autorin: Virginia Zentraf
Vorboten der Gentrifizierung in der Südstadt (Virginia Zentgraf)
Die Corona-Pandemie hat viele Bereiche des universitären Lebens eingeschränkt. Auch unsere geplante Große Exkursion in die Südstaaten der USA blieb davon nicht verschont und musste nach einmaliger Verschiebung endgültig abgesagt werden. Im Rahmen unserer zweiteiligen Ersatzleistung bekamen wir, dank einer Kooperation mit Roger Keil und seinem „Global Cities“ Seminar an der York University in Toronto, dennoch die Möglichkeit zu internationalem Austausch. In Kleingruppen präsentierten die Studierenden aus Toronto Fotoprojekte zum Thema Global City, zum Beispiel ethnische Supermärkte und international agierende Finanzinstitute. Daraufhin gestalteten die Heidelberger Studierenden kleine virtuelle Exkursionen durch Heidelberg und Umgebung. Diese Kooperation gab uns die Möglichkeit, neue Orte virtuell kennenzulernen, und die anregenden Diskussionen brachten neue Perspektiven und Ideen für unsere Projekte, etwa beim Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung.“
Die virtuelle Exkursion meiner Gruppe untersuchte die Flächenkonversion der amerikanischen Campbell-Barracks, inzwischen auch bekannt als Mark-Twain Village, in der Heidelberger Südstadt. Ausgestattet mit unseren Handys und Notizblöcken machten wir einen Streifzug durch besagtes Gelände, um ein Bild des Entwicklungszustandes zu bekommen. Neben neugebauten Wohnhäusern und einem Spielplatz fanden wir auch baufällige Häuser, teils im Renovierungsvorgang, und auffallende amerikanische Infrastruktur, wie die verlassenen Kontrollhäuschen am Eingang der Kaserne. In unserer Präsentation stellten wir uns besonders die Frage, an welche Zielgruppe die Entwicklung gerichtet ist, und ob sie diese auch erreicht, oder ob die Konversion eher eine Gentrifizierung der Südstadt zur Folge hat. Obwohl bei der Planung des Viertels einen großen Wert auf wirtschaftliche, soziale und nachhaltige Entwicklung gelegt wurde, kamen wir zu dem Schluss, dass hohe Wohnungspreise und verfügbare Einkaufsmöglichkeiten nicht so sozial nachhaltig sind, wie erhofft, und dass die Folgen der Konversion nicht am Grenzzaun des Mark-Twain Village enden, sondern auch die umliegenden Bewohner beeinflussen werden.
02.02.2021
Autorin: Ulrike Gerhard
Heimat ist nicht nur in seiner wissenschaftlichen Nutzung im Kontext von Flucht und Migration ein zentraler Begriff. Dr. Svenja Kück zeigt auf, in welchem Spannungsfeld in Deutschland lebende geflüchtete Personen Heimat immer neu aushandeln, bewahren und anpassen. Auf Grundlage empirischer Daten – der Zugang zum Forschungsfeld und die Erhebung biographischer Interviews gelang in einem innovativen transdisziplinären Reallaborsetting - fußt die Rekonzeptionalisierung eines offenen, kontextabhängigen und machtsensiblen Heimatbegriffs. Für diesen humangeographischen Ansatz und die Verknüpfung der Themenkomplexe Heimat und Migration stellt diese Studie eine Pionierleistung dar.
Dr. Svenja Kück, geboren 1988, lebt und arbeitet in Berlin. Sie promovierte im Rahmen des transdisziplinären Reallabor-Forschungsprojekts Asylsuchende in der Rhein-Neckar-Region am Geographischen Institut der Universität Heidelberg, das von 2016 bis 2019 vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Baden-Württemberg gefördert wurde. Svenja Kück war Impulsgeberin beim Großen Konvents 2017 zum Thema „Definiere Deutschland!“ und im Rahmen des Workshops „WIR-Koordination trifft Wissenschaft – Dialog zwischen Forschung und Praxis“ 2018 im Schader-Forum. Im Januar 2021 stellte Svenja Kück ihre Forschungsarbeit im Rahmen der Gesprächsreihe "ExLibris" der Schader-Stiftung vor.
17.01.2021
Autoren: Jana Mayer, Laura Pfisterer, Annika Piekarek und Caroline Walter
Im Rahmen der Urban Health Case Challenge der 4EU+ European University Alliance ist Ende des vergangenen Jahres das Projekt „HeidelHugs – Nähe auf Distanz“ entstanden. Die Urban Health Case Challenge wurde als Online-Format durchgeführt und richtete sich an Studierende aus insgesamt acht europäischen Universitäten. Das Ziel bestand darin, möglichst spannende Interventionen im urbanen Raum zu entwerfen, die vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie den vulnerablen Bevölkerungsgruppen zugutekommen. Die Studierenden haben dabei selbstständig einen Projektentwurf ausgearbeitet, der einer interdisziplinären Jury im Stil eines Pitch-Vortrages vorgestellt wurde. Eine Zusammenfassung des Projekts von Phillipe Hercher, Jana Mayer, Laura Pfisterer, Annika Piekarek und Caroline Walter von der Universität Heidelberg finden Sie hier.
17.12.2020
Autor: Philipp Schulz
Es klingt fast schon utopisch, über erlebte Nähe zu sprechen, während persönliche Beziehungen im physischen Raum pandemiebedingt auf ein Minimum zurückgefahren werden und ein Großer Konvent in weit überwiegendem Maße ohne das Gespräch vor Ort stattfinden muss. Andererseits ist eine solche Diskussion über Nähe gerade unter diesen Vorzeichen besonders notwendig und spannend. Schließlich ist Nähe ein elementarer Baustein unserer Gesellschaft, der trotz aller Diskussionen um „Lockdowns“ und „Social Distancing“ nicht aus dem Auge verloren werden darf.
Diskutiert wurde soziale Nähe auf drei Ebenen: Auf einer individuellen Mikro-Ebene mit Blick auf die Voraussetzungen für zwischenmenschliche Kommunikation, auf einer Meso-Ebene bezogen auf freundschaftliche Beziehungen und auf einer Makro-Ebene mit Fokus auf gesamtgesellschaftliche Muster. Gezeigt hat sich dabei, dass gegenseitiges Verständnis wichtig ist, um Nähe erlebbar zu machen und der höflichen Distanziertheit zu entrinnen. Da soziale Realitäten immer konstruiert und situativ eingebettet sind, bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Perspektive, die dem sogenannten fundamentalen Attributionsfehler folgend nur allzu oft unreflektiert auf das Verhalten anderer Personen übertragen wird. Verständnis zeigen und gegenseitiges Verstehen gehen hierbei Hand in Hand.
Dieser Text ist Teil des Resümees, das ich zum Dialog-Café „Nähe erleben“ gezogen habe. Den vollständigen Text und die schriftliche Kongresspublikation zum Großen Konvent 2020 finden Sie auf den Seiten der Schader-Stiftung.
17.11.2020
Autorin: Lauren Rever
The 47th Annual DC History Conference took place from November 12 to November 14 this year, drawing around 300 presenters and attendees. Organizers prepared three days of online panels around the theme "Echoes." Presenters wondered, "where do we see the past in Washington DC today?". The new online format allowed scholars to join the conference from around the world - even Heidelberg. To researchers in the Urban Geography department at Heidelberg University, many of whose research includes Washington, DC, it was an opportunity to remain connected to the city. Doctoral student Lauren Rever moderated a panel titled "Civil War Washington Reimagined." The panel presentation explored how museum educators at five historic sites empower teachers to fully teach the legacies of slavery in their classrooms by using DC stories. Additionally, the Anacostia Community Museum presented their exhibit titled "A Right to the City" - a theme that doctoral student Judith Keller studies in her work on the right to housing in the Barry Farm/Hillsdale neighborhood of Anacostia, DC. Students in the Urban Geography seminars may even recognize the keynote speaker, Dr. Brandi T. Summers, whose work on Blackness, urban aesthetics, and gentrification they may have read in class. To those who are missing visits to historic sites, trips to Washington, DC, and conversations with other scholars, the online conference was a much needed moment of community.
17.06.2020
Autor: Philipp Schulz
Am Mittwoch, den 10. Juni 2020 haben wir mit großem Elan und einem bunten Teilnehmerkreis eine erste Onlinekonferenz im Rahmen der 4EU+ Allianz veranstaltet. Die Allianz aus sechs Universitäten großer europäischer Städte (Mailand, Prag, Paris, Warschau, Kopenhagen und Heidelberg) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit in Lehre und Forschung zu vertiefen und ein breites Angebot an gemeinsamen Formaten zu schaffen mit dem Ziel, die Idee einer europäischen Universität zu verwirklichen. Das virtuelle Treffen richtete sich an die Projektbeteiligten des sogenannten Flagship 1 und diente vorrangig dazu, für den ersten zentralen Projektaufruf am 1. Juli 2020 fit zu werden und Netzwerke für weitere Projekte zu schmieden.
Unter dem Titel „Health and Demographic Change in Urban Environments“ versammeln sich im Flagship 1 der 4EU+ Allianz verschiedenste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Lehrende aus Medizin, Geographie, Psychologie und weiteren thematisch verwandten Bereichen. Besonders beeindruckend war die gute Verständigung über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg, wobei ein reger Austausch zu den einzelnen Projektideen einsetzte. Auf diese Weise konnten die Beteiligten nicht nur ihre eigenen Ideen präsentieren, sondern auch Anregungen für weitere inhaltliche Vertiefungen und eine mögliche Zusammenarbeit über die Projektvorschläge hinweg erörtern.
Das Treffen war im Herbst 2019 ursprünglich für Mailand geplant gewesen. Corona hat diesem Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da wir aber zeigen wollten, dass die europäische Kooperation wichtiger ist denn je, wollten wir das Treffen nicht verschieben. Das Milano-Meeting wurde also in den virtuellen Raum verlegt – via Heidelberg. Wir bedanken uns bei allen Unterstützern der 4EU+Allianz, den Local Offices der sechs Universitäten und den vielen Teilnehmenden für ihre spannenden Beiträge und das konstruktive Feedback. Für die kommenden Treffen hoffen wir natürlich auf ein reales Wiedersehen. Nach den Erfahrungen der letzten Woche fühlen wir uns aber auch für weiteren virtuelle Austausch bestens gerüstet.
27.04.2020
Autorin: Ulrike Gerhard
Stadt und Universität stehen seit jeher in einem engen Wechselverhältnis zueinander, da sich ihre Entwicklungen gegenseitig bedingen. Dennoch hat sich die Zusammenarbeit in den letzten Jahren deutlich intensiviert. So ist in Deutschland die Zahl der „Wissenskooperationen“ sprunghaft angestiegen. Wissenschaftliche Einrichtungen arbeiten eng mit lokalen Unternehmen sowie mancherorten auch öffentlichem Sektor und Zivilgesellschaft zusammen, um ihre Stadt für den Weg in die Wissensgesellschaft vorzubereiten.
Doch was genau macht den Mehrwert solcher Bündnisse aus? Wie unterscheiden sich gewinnbringende Kooperationen von ihren weniger erfolgreichen Pendants? Editha Marquardt und Ulrike Gerhard haben im Auftrag der IBA Heidelberg über 100 deutsche Fallbeispiele untersucht und 20 Initiativen herausgefiltert, die als Good-Practice-Beispiele für gesamtstädtische, Wissenschafts- oder Flächen-Konzepte dienen können. Vier Best-Practice-Vorbilder aus Münster, Dortmund, Braunschweig und Bremen zeigen, wie unterschiedlich eine funktionierende langjährige Zusammenarbeit aufgestellt sein kann.
Das Karten-Set mit Spielplan fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und gibt Entscheidungskriterien für die Aufstellung in Heidelberg an die Hand: Welche Karten sind spielentscheidend und welches Blatt empfiehlt sich für Deutschlands älteste Universitätsstadt?
30.01.2020
Autor: Judith Keller
In der letzten Januar Woche war David Wilson, Professor für Stadtgeographie an der University of Illinois Urbana-Champaign, zu Gast in Heidelberg. David Wilson pflegt schon seit vielen Jahren enge Beziehungen mit der Arbeitsgruppe Nordamerika um Ulrike Gerhard. Ganz zentral beim diesjährigen Besuch von David Wilson in Heidelberg war die Vorstellung seines neusten Buches Chicago’s Redevelopment Machine & Blues Clubs in Form eines HCA Book Launches. Passend zum Thema las David Wilson nicht nur aus seinem Buch vor, sondern brachte auch Musik von Buddy Guy, seinem künstlerischen Vorbild, mit. Nach einer kurzen Einführung zur Chicagoer South Side (dem Setting des Buches) und den neusten Entwicklungen dort (Verdrängung durch Aufwertung von Marginalvierteln), wandte er sich den Blues Musikern und Club Besitzern zu. Diese sind, so betonte David Wilson immer wieder, wichtige politische Akteure im Widerstand gegen die Gentrifizierung der Chicagoer South Side und nicht, wie oft angenommen, aufgrund ihrer schwierigen sozioökonomischen Umstände passiv und machtlos. Nach dem Vortrag wurde bei Getränken und Knabbereien noch angeregt weiter diskutiert.
Neben der Book Launch war für David Wilson aber auch der Austausch mit Studierenden und Doktoranden am HCA und am Geographischen Institut sehr wichtig. So übernahm er die Vorlesung North American Cities, in der er dann zum Thema 8 Predictions about American Cities sprach. Außerdem gab es zwei Kolloquien für Doktoranden, in denen gemeinsam Texte diskutiert und über die Herausforderungen einer Dissertation gesprochen wurden. Im Austausch mit David Wilson konnten viele neue Perspektiven für den Denk- und Schreibprozess eröffnet werden. Doch auch der spaßige Teil eines solchen akademischen Austausches sollte natürlich nicht zu kurz kommen und so wurde die Woche dann mit einem kleinen Ausflug nach Mannheim beschlossen.
23.01.2020
Autor: Judith Keller
Am 12. Dezember 2019 und 23. Januar 2020 war Judith Keller im Rahmen des Projekts Erlebbare Wissenschaften als Stadtgeographin ins DAI eingeladen. Hier stellen WissenschaftlerInnen der Universität ihre Forschung vor Grundschülern vor und stehen den Kindern dann Frage und Antwort. In den von Judith Keller mitgestalteten Terminen geht es um die Stadt der Zukunft und die Frage, wie wir in Zukunft gut zusammenleben können. Dies versuchte Judith Keller exemplarisch mit einem Blick auf ihre Forschungsprojekte in den USA und auch anhand des Patrick Henry Villages Heidelberg zu beantworten. Die Kinder hörten 45 Minuten gespannt zu, bevor sie dann viele Fragen stellten, die vom Berufsalltag einer Doktorandin, über fliegenden Autos in der Zukunft zu Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern in der Stadtpolitik gingen. Nach einem leckeren Mittagessen konnten die Kinder dann an Lernstationen, die passend zum Thema von Studierenden der PH entworfen wurden, das Thema Stadt der Zukunft noch weiter vertiefen.
09.01.2020
Autor: Martin Holler & Studierende
Im Wintersemester 2019/2020 haben Studierende des Geländepraktikums von Martin Holler ein Positionspapier "Sozialraum Stadt" entwickelt. Sie möchten damit aufzeigen, wie die Stadt auch als ein funktionierender Sozialraum auszusehen und auszugestalten ist. Während der Veranstaltung beschäftigten sie sich sowohl mit theoretischen Grundlagen zu Stadt und Raum als auch mit konzeptionellen Faktoren der sozialgeographischen und sozialräumlichen Arbeit. Mit diesem Papier möchten die Gruppe Stellung beziehen, warum sich Geographinnen und Geographen dem Sozialraum Stadt interdisziplinär zuwenden sollten. Weiterhin möchten sie aufzeigen, welche Phänomene im Sozialraum Stadt zwingend zu entwickeln bzw. auszugestalten sind. Zuletzt soll an einzelnen Parametern beispielhaft aufgezeigt werden, wie die angesprochene Ausgestaltung konkret aussehen kann. Durch diesen in der Methode Golden Circle hinterlegten Dreiklang sollen von abstrakten Überlegungen ausgehend konkrete Impulse für die Praxis geliefert werden.
Das Positionspapier finden Sie hier.
28.11.2019
Autorin: Cosima Werner
Mit dem Titel Die Zukunft der Stadt – damals und heute
führte Cosima Werner die Schüler und Schülerinnen des Stuttgarter Eberhard-Ludwig Gymnasiums durch die Heidelberger Stadtquartiere Weststadt und Bahnstadt. Ausgestattet mit einem interaktiv gestalteten Fragebogen machten sich die Schüler und Schülerinnen zunächst selbst ein Bild. Gemeinsam erarbeiteten wir, inwiefern die beiden Stadtteile zeitgenössische Strukturen in die Stadtentwicklung einbinden. Die Weststadt ist ein denkmalgeschützter gründerzeitlicher Stadtteil, der einst auf der "grünen Wiese" geplant wurde. Bis heute erfährt er hohe Beliebtheit bei den Bürgerinnen und Bürgern. Die postmoderne Bahnstadt entstand auf einer Konversionsfläche. Die Umsetzung ökologischer Nachhaltigkeitsstrategien und die Ausrichtung auf eine Wissensgesellschaft prägen das Leitbild des Quartiers.
11.11.2019
Bei der alljährlichen Movie Night am 11. November zeigte die AG Nordamerika den Film „Wag the Dog“, eine wahnwitzige Satire, die die Manipulierbarkeit von Politik, Medien und Öffentlichkeit thematisiert und zeigt, dass Wahrheit relativ ist. Im Film ist sich der US-Präsident seiner Wiederwahl gewiss, doch dann gerät er mitten in einen Sexskandal. Seine Beraterin sieht nur noch eine Möglichkeit, um die drohende Niederlage zu verhindern: Sie engagiert Conrad Brean, der für die Verbreitung von Gerüchten und Manipulation der Medien bekannt ist. Gemeinsam mit einem Hollywood-Produzenten inszeniert das Team einen Krieg gegen Albanien, um die Öffentlichkeit von der Affäre abzulenken.
Bei Knabbereien und Getränken kam es auch nach dem Film in gemütlicher Runde noch zu Diskussionen und Gesprächen über den Film, dessen Themen auch heute noch top aktuell sind.
10.11.2019
Autor: Philipp Schulz
Nach der erfolgreichen Teilnahme am Sommercamp der Schader-Stiftung zum Thema „Echt kommunikativ? Analoge und digitale Begegnungen im öffentlichen Raum“ konnte Philipp Schulz auch beim Großen Konvent in Darmstadt teilnehmen. Dieser stand unter dem Leitsatz „Du bist nicht allein. Öffentlicher Raum im Dialog“ und verfolgte somit ähnliche Fragestellungen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Auf die beiden Keynotes folgten diverse Dialog-Cafés, bei denen verschiedene Zukunftsfragen adressiert und debattiert werden konnten. Insbesondere die Mischung aus wissenschaftlicher Expertise und praxisbezogener Einblicke führte zu spannenden Debatten und neuen Erkenntnissen.
Besonders erfreulich ist auch die Berufung von Philipp Schulz als kooptiertes Mitglied für die nächste akademische Generation in den Kleinen Konvent (Wissenschaftlicher Beirat) der Schader-Stiftung. Für die kommenden zwei Jahre darf er die Stiftungsarbeit beratend begleiten. Auch das Projekt des Sommercamps kann durch die Unterstützung der Schader-Stiftung weitergeführt werden und wird vielleicht schon im kommenden Jahr eine erste Testphase zur analog-digitalen Kommunikation im städtischen Raum durchlaufen
14.10.2019
Bei dem diesjährigen Deutschen Kongress der Geographie in Kiel war die AG-Nordamerika in einigen Sitzungen vertreten. So stellten Ulrike Gerhard und Editha Marquardt ihr Projekt Town and Gown vor. Svenja Kück berichtete in ihrem Vortrag “ Wissenschaftliche Neuordnungen im Kontext transdisziplinärer Reallabor-Forschung - Herausforderungen und Chancen am Beispiel des Projekts UrbanUtopiaLAB“ aus der Reallabor Forschung. Außerdem stellte Judith Keller einen Teil ihrer Dissertation zu Vertrauen in der Stadtentwicklung vor, mit ersten Ergebnissen aus einem Feldaufenthalt diesen Sommer. Auch Cosima Werner war sehr engagiert dabei als Referentin sowie Ausrichterin einer Sitzung. In ihrem Vortrag „Was haben Elvis Presley, Michele Obama und Liquor Stores gemeinsam? Eine geographische Analyse und Reflektion US-amerikanischer Armutsquartiere“ befasste sie sich mit marginalisierten Nachbarschaften und dem Raumkonzept Ghetto. Ihre zweite Funktion hatte sie als Ausrichterin der Doppelsitzung „Der Alltag ist tot, lang lebe der Alltag – Zur Wiederbelebung einer totgesagten Debatte“ inne.
20.09.2019
Autor: Philipp Schulz
Unter dem Schlagwort des Klimahandelns wird im Projekt „Operationalizing Climate Science“ untersucht, wie man das Wissen über den Klimawandel in konkretes und lokales Handeln umsetzen kann. Dabei ist davon auszugehen, dass nicht alle Menschen, die sich um den Klimawandel sorgen, auch in gleichem Maße auf der individuellen Ebene darauf reagieren. In einer kleinen Pilotstudie wurden während des weltweiten Klimastreiks am 20. September 2019 im Rahmen der Fridays-for-Future-Bewegung Teilnehmer der Demonstration zu ihrer Einstellung zum Klimawandel, ihren Ideen für konkrete Maßnahmen und ihrem ökologischen Fußabdruck befragt. Die Umfrage war ein voller Erfolg: viele Teilnehmer hatten großes Interesse und es entstanden viele interessante Gespräche. Wir sind nun gespannt auf die Ergebnisse der Studie.
17.09.2019
Autorin: Judith Keller
Foto: James Capuzzi
Diesen Sommer hatte ich die wunderbare Möglichkeit, an einer Summer School des Abigail Adams Institute an der Harvard University in Cambridge, MA teilzunehmen. In einer kleinen Gruppe von nur 13 internationalen Studentinnen und Studenten, begleitet von zwei Professoren, diskutierten wir eine Woche über die amerikanische Demokratie und Gesellschaft, deren Entstehung, Besonderheiten und aktuelle Herausforderungen. Ich war jedoch nicht nur die einzige Europäerin, sondern auch die einzige Geographin in einer Runde aus Politologen, Ökonomen, Historikern und Juristen. Das war allerdings sicherlich kein Nachteil: viele der Herausforderungen, vor denen die amerikanische Demokratie steht, wirken sich ganz konkret im Raum aus und so konnte ich häufig meine geographische Perspektive einbringen. Ganz zentral war für das Seminar die Lektüre von Alexis de Tocquevilles Democracy in America, von wo aus wir dann auch häufig auf Max Weber und das Leben im eisernen Käfig
zu sprechen kamen – für mich als Wahl-Heidelbergerin natürlich besonders interessant. Neben den drei täglichen Unterrichtseinheiten war abends Zeit für Unterhaltungsprogramm, das aber trotzdem inhaltlich immer zum Thema passte. So hatten wir beispielsweise einen Filmabend zu The Man Who Shot Liberty Valance, passend zur Diskussion um Manifest Destiny, oder folgten einen Abend lang dem Boston Freedom Trail zu wichtigen Stationen der amerikanischen Revolution. Durch diese Aktionen, tägliche gemeinsame Mahlzeiten, das Zusammenleben im Wohnheim und, vielleicht am wichtigsten, die oft tiefgründigen Diskussionen wuchsen wir als Gruppe schnell zusammen und es entstanden viele wunderbare Freundschaften.
26.07.2019
Autorin: Editha Marquardt
Man konnte sich direkt vor Ort an Laptops online selbständig informieren und auch online beteiligen.
Um Studierende und Beschäftigte der Universität Heidelberg als zentrale Nutzergruppen des Campus Im Neuenheimer Feld
stärker auf den Masterplanprozess aufmerksam zu machen, wurde im Steuerungskreis Town & Gown gemeinsam die Idee entwickelt, durch eine Veranstaltung eine bessere Einbindung zu erreichen.
Informationsstand
Am 10. und 11.07.2019 wurde ein Informationsstand zum Masterplanprozess aufgebaut. Auf Postern wurden die Idee und Ziele des Masterplanprozesses sowie die Gesamtentwürfe der vier Planungsbüros präsentiert. Außerdem wurden Hinweise auf die Veranstalter angebracht. Es gab ferner die Möglichkeit, sich direkt vor Ort an Laptops online selbständig weitergehend zu informieren und auch online zu beteiligen. Ein eigens erstellter QR-Code bot die Gelegenheit, sich direkt am Smartphone auf die Seite der Online-Beteiligung leiten zu lassen und dort die eigene Meinung abzugeben.
Insgesamt wurde das Angebot sehr gut angenommen. Die Aktion erwies sich als ein sehr gutes Instrument, um viele Personen zu erreichen und auf den Masterplanprozess überhaupt aufmerksam zu machen sowie um über den aktuellen Stand der Planung zu informieren. Entgegen der Vorannahmen ist ein großes Interesse vorhanden, die Informationen waren jedoch bisher kaum oder nur sporadisch bei den Nutzergruppen angekommen. Deshalb konnte die Veranstaltung den Bekanntheitsgrad des Masterplanprozesses erhöhen.