Forschungsprojekt
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Im Rahmen eines dreijährigen DFG-Projekts hatte Leila Mousa zur Situation palästinensischer Flüchtlingslager im Libanon als Sonderraum
innerhalb des libanesischen Staates geforscht. Sogen. Palästinenserlager
im Libanon sind seit mehreren Jahrzehnten eine permanente Einrichtung; es handelt sich um regelrechte Stadtteile (u.a. in Beirut, Sidon, Tripolis und anderen Städten), die sich baulich wenig, in ihrer inneren Struktur und ihrem rechtlichen Status aber ganz wesentlich vom übrigen Staatsgebiet unterscheiden.
Das DFG-Projekt ist seit einiger Zeit abgeschlossen; Leila Mousa arbeitet nunmehr am Abschluss ihrer Dissertation. Sie hat in einer Reihe von Publikationen und Vorträgen in den letzten Jahren über ihre Forschungsarbeiten berichtet, darüber hinaus ihre Expertise in die Arbeit verschiedener NGOs in Deutschland und Beirut eingebracht.
Urban Governance in humanitären Schutzräumen – die palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon
Das Dissertationsprojekt von Frau Mousa, das sie im Anschluss an ihre Magisterarbeit entwickelt hat, befasst sich mit der Situation palästinensischer Flüchtlingslager im Libanon als Sonderraum
innerhalb des libanesischen Staates. Sogen. Palästinenserlager
im Libanon sind seit mehreren Jahrzehnten eine permanente Einrichtung; es handelt sich um regelrechte Stadtteile (u.a. in Beirut, Sidon, Tripolis und anderen Städten), die sich baulich wenig, in ihrer inneren Struktur und ihrem rechtlichen Status aber ganz wesentlich vom übrigen Staatsgebiet unterscheiden. Im Jahre 2007 geriet eines dieser Flüchtlingslager, Nahr el Bared, auch in die Nachrichten der Weltpresse. Eine islamistische Gruppe Fatah al Islam war wohl mit bis zu 250 Kämpfern in das Lager eingedrungen. Wochenlang waren in dem Lager, in dem ursprünglich rund 31 000 Menschen lebten, noch über 8000 ausharrende Bewohner, palästinensische Flüchtlinge, von der Außenwelt abgeschnitten gewesen und die Kämpfer dort lieferte sich immer wieder Gefechte mit der libanesischen Armee.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die spezifischen Governance-Strukturen in den Lagern unter den Bedingungen eines weak state
zu untersuchen. Dabei soll der Doppelcharakter
der Lager als eines einerseits von UNRWA garantierten Schutzraumes und eines andererseits von vielfältigen Akteursgruppen und deren (politischen) Interessen bestimmten Raumes of cultural and political otherness
herausgearbeitet werden. Im Zentrum des Projektes steht die Frage, welche Akteure in den Lagern welche Aufgaben übernehmen. Neben den Akteursnetzwerken, deren Interessen und Machtressourcen liegt ein zweiter Fokus auf der Identität
der Lagerbevölkerung und der damit in Beziehung stehenden Wahrnehmung ihrer Handlungsoptionen und Abgrenzungsmechanismen. Diese sind v.a. im Hinblick auf ihre Politisierung bzw. Instrumentalisierung durch einzelne Akteure relevant, welche sich diese im Sinne ihrer Interessen zu Nutze machen. Zur Bearbeitung der Fragen wird auf einen Mix verschiedener qualitativer Methoden zurückgegriffen werden.
Frau Mousa hielt sich 2006 und 2007 jeweils für mehrere Monate im Libanon auf, um Interviews und Workshops mit Jugendlichen in den Lagern durchzuführen. Während dieser Zeit berichtete sie vor Ort auch über den Fortgang ihrer Arbeiten. Ein weiterer Aufenthalt wird, teilweise gemeinsam mit Prof. Gebhardt, im August 2008 durchgeführt. Im Kontext des Projekts arbeitet auch eine Medienwissenschaftlern aus Oldenburg sowie eine Diplomandin aus Heidelberg im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten zum Thema.