Universitätssiegel

Geschichte

Das Jahr 1895 gilt als Gründungsdatum der Heidelberger Geographie, weil ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der naturwissenschaftlichen Fakultät regelmäßig Vorlesungen über physische und mathematische Geographie gehalten wurden (die 100-Jahr-Feier des Instituts wurde daher 1995 begangen). Die erste Professur für Geographie wurde jedoch erst 1899 eingerichtet, dann aber mit einem der bedeutendsten und international meist zitierten deutschen Geographen des 20. Jahrhunderts besetzt, Alfred Hettner (an ihn erinnert die von 1997 bis 2006 durchgeführte Hettner-Lecture). Sein Nachfolger war von 1928 bis 1935 Johannes Sölch. 1906 erfolgte die Umwandlung der außerordentlichen Professur in eine ordentliche Professur. 1928 wurde das Geographische Institut gegründet und in die Philosophische Fakultät integriert. Ab 1969 war die Geographie Bestandteil der Geowissenschaftlichen Fakultät, die im Oktober 2002 mit der Fakultät für Chemie zur Fakultät für Chemie und Geowissenschaften zusammengelegt wurde.

Wie an den meisten Geographischen Instituten existierte bis in die sechziger Jahre nur ein einziger Lehrstuhl. Dieser wurde, nach Vertretungsjahren in der Nachkriegszeit, 1953 mit Gottfried Pfeifer wiederbesetzt, 1971 mit Werner Fricke, 1996 mit Hans Gebhardt.

Ein zweiter Lehrstuhl für „Geographie unter besonderer Berücksichtigung der Physischen Geographie“ wurde 1961 geschaffen. Er wurde mit Hans Graul besetzt, der seit 1957 als außerordentlicher Professor in Heidelberg lehrte. Sein Nachfolger wurde 1975 Dietrich Barsch, der über die Stationen Basel und Kiel nach Heidelberg gekommen war. Im Oktober 2001 wurde Bernhard Eitel auf den Lehrstuhl für Physische Geographie berufen. Nach seiner Wahl zum Rektor der Ruprechts-Karls-Universität im Jahr 2007 wurde er bis 2012 durch Olaf Bubenzer und bis 2017 durch Bertil Mächtle vertreten. Im Jahr 2017 wurde Olaf Bubenzer (vorher Köln) auf diesen Lehrstuhl berufen.

Ein dritter Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeographie wurde 1982 eingerichtet. Bis 2008 hatte ihn der aus Innsbruck kommende Peter Meusburger inne, seit 2008 ist die Professur von Johannes Glückler besetzt. Daneben existiert eine weitere Professur für Physische Geographie, die bis zum Jahre 2001 von Heinz Karrasch versehen wurde und von 2001 bis 2004 von Rüdiger Glaser (früher Würzburg, jetzt Freiburg). Sie wurde zwischen 2004 und 2008 durch verschiedene Wissenschaftler vertreten (Martin Gude und Hans-Jörg Barth). Im April 2009 erfolgte die Wiederbesetzung durch Lucas Menzel (vorher Kassel). Im Jahr 2008 wurde dem Institut eine Professur für Geoinformatik aus dem Ausbauprogramm 2012 zugesprochen, die seit dem Jahresende 2009 durch Alexander Zipf besetzt ist (vorher Bonn). Die C3-Professuren von Fritz Fezer (Physische Geographie) und Werner Mikus (Wirtschaftsgeographie, 1979 bis 2002) fielen nach deren Pensionierung weg, ebenso wie die C2-Professuren von Helmut Völk (Physische Geographie) und Ursula Ewald (Anthropogeographie).

2011 wurde gemeinsam mit dem Heidelberg Center for American Studies eine neue, sogenannte Brückenprofessur für „Geographie Nordamerikas“ eingerichtet, auf die Frau Prof. Dr. Ulrike Gerhard berufen wurde. Ebenfalls 2011 wurde eine zweite Professur in Geoinformatik (3D-Geodatenverarbeitung) eingerichtet, auf die Herr Prof. Dr. Bernhard Höfle berufen wurde.

Das Geographische Institut der Universität Heidelberg hatte bis in die 1970er Jahre seinen Standort im „Hexenturm“ in der Heidelberger Altstadt. Aufgrund von Raumnot wurde es auf den außerhalb der Altstadt gelegenen Campus ins Neuenheimer Feld verlegt. Seit 1999 existieren zwei Institutsstandorte: die Physische Geographie weiterhin im Neuenheimer Feld 348 und die Anthropogeographie in der Berliner Straße 48. Im Dezember 2007 erfolgte im Gebäude Im Neuenheimer Feld 348 die Wiedereröffnung des Heidelberger Lumineszenzlabors am Geographischen Institut der Universität Heidelberg, im Jahr 2016 der Einzug der Geoinformatik in das Gebäude Im Neuenheimer Feld 368.

Eng mit dem Institut verbunden ist die 1985 gegründete Heidelberger Geographische Gesellschaft. Sie schließt an die Tradition des 1948 gegründeten „Vereins der Studenten und Förderer der Geographie an der Universität Heidelberg“ an und zählt zu den mitgliedsstärksten Geographischen Gesellschaften Deutschlands.


Weitere Publikationen zur Institutsgeschichte allgemein und auch der Rolle einzelner Professoren im Kolonialismus und Nationalsozialismus:

  • Ute Wardenga: Geographie, in: Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast (Hgg.): Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, Heidelberg 2006, S. 1213-1244.
  • Werner Fricke: Alfred Hettner – Forscher und Stubengelehrter. Reflexion über seine Rezeption anlässlich des Alfred-Hettner-Jubiläums, in: Bertil Mächtle, Peter Dippon, Marcus Nüsser, Alexander Siegmund (Hgg.): Auf den Spuren Alfred Hettners – Geographie in Heidelberg (= HGG-Journal 23), Heidelberg 2010, S. 5−21.
  • Eitel Bernhard: Jubiläumsbeitrag: Zum 125. Jahrestag der Gründung des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg 2020, in: Alexander Zipf, Anna Growe, Susanne Schmidt, Janina Schüßler (Hgg.): Klimawandel - Herausforderungen für die Menscheheit (= HGG-Journal 35), Heidelberg 2022, S. 9-22.
  • Nils Jochum: Ein politischer Hochschullehrer zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus: der erste Heidelberger Geographie-Professor Alfred Hettner (1859-1941), in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 28 (2024), S. 85-99.
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Letzte Änderung: 03.04.2024
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