Tim Jasny Zwischen Strand und Akten
Ein Praktikum im deutschen General- konsulat in Sydney
Praktikumsvortrag von Tim Jasny, 14.01.2025, Heidelberg
Geopolitik, internationale Beziehungen, Diplomatie und Geographie vereinen: Das war die Idee hinter Tim Jasnys Entscheidung, ein Praktikum an einer Auslandsvertretung des Auswärtigen Amts zu machen. Inwiefern eine geographische Perspektive in diesem Berufszweig sinnvoll ist und welche Erfahrungen sich daraus ergeben, soll in diesem Blog über Tim Jasnys Praktikum im deutschen Generalkonsulat in Sydney betrachtet werden.
Arbeiten für das Auswärtige Amt
Das Auswärtige Amt bietet rund 13.500 Mitarbeiter:innen einen Arbeitsplatz im In- und Ausland. Im Fokus der 225 Auslandsvertretungen stehen vor allem die Vertretung deutscher Interessen im Ausland, der Schutz deutscher Staatsbürger:innen im Ausland sowie die Förderung des internationalen Austauschs. Was zunächst sehr politisch klingt, beinhaltet dabei durchaus Themenbereiche des Fachbereichs der Geographie. Dazu gehören neben der globalen Ebene des Amts an sich etwa die Abteilung für Klimaaußenpolitik und Geoökonomie. Auch die wesentlichen Aufgaben sind divers und reichen von Informationsbeschaffung über notarielle Funktionen, der Nothilfe bis hin zu kulturellem Austausch.

Die Beschäftigten des sogenannten Auswärtigen Dienstes haben dabei eine besondere Berufswahl getroffen: Sie rotieren im Schnitt alle vier Jahre zwischen verschiedenen Auslandsvertretungen und der Zentrale des Auswärtigen Amts in Berlin. Häufige Wohnortwechsel und eine Herausforderung für individuelle Familienplanung sind dabei im Berufsfeld vorprogrammiert. Dennoch ziehen die Standorte, die Abwechslung und die Möglichkeit, internationale Beziehungen mitzugestalten immer wieder Bewerber:innen und Praktikant:innen an. So entschied sich auch Tim Jasny aus verschiedenen Gründen zu einer Bewerbung. Ihn begeisterten einerseits die internationalen Arbeitsplätze, aber auch das Interesse an Geopolitik und der Glaube an die Relevanz geographischer Perspektiven in den internationalen Beziehungen bewegte ihn zu der Entscheidung, sich beim Auswärtigen Amt zu bewerben.
Wie anfangen? Bewerbung und Organisation
Das Auswärtige Amt bietet studienbegleitende Praktika und weitere Ausbildungsstationen an. Dabei beginnt der Bewerbungsprozess zunächst etwas unüblich über ein ausführliches Bewerbungsportal auf der Website des Auswärtigen Amts. Neben persönlichen Angaben stehen hier verschiedene Bereiche im Fokus, bei denen es sich auszahlt, im Studium oder anderen Lebensabschnitten schon einige Erfahrungen gesammelt zu haben. Dazu zählen beispielsweise Auslandsaufenthalte und Sprachkenntnisse, aber auch Praxiserfahrungen und (gesellschaftliches oder politisches) Engagement. Auch potenzielle Einsatzorte auf der ganzen Welt werden nach Präferenzen abgefragt. Dabei spielen nicht nur geographisch-regionale Unterschiede eine Rolle, sondern auch die Differenzierung von Botschaften und Generalkonsulaten. Im Anschluss an diesen Bewerbungsprozess laufen die Zu- oder Absagen über die einzelnen Vertretungen. So bekam auch Tim Jasny zwei Zusagen, von denen er im Prozess eine auswählen konnte und sich so für das Generalkonsulat Sydney entschied.
Mit der Zusage begann der Prozess der Organisation: Von Stipendienanträgen bis Wohnraum, Versicherungen und Visa-Anträgen benötigt ein Praktikum im Ausland durchaus eine gewisse Organisationsfähigkeit.
Stempeln, Recherchieren, Blumen kaufen
Der Arbeitsalltag im deutschen Generalkon- sulat in Sydney
Im Generalkonsulat in Sydney sind neben Tim Jasny als Praktikant 21 weitere Mitarbeiter:innen beschäftigt. Der Zuständigkeitsbereich des Generalkonsulats erstreckte sich außerdem über den australischen Staat hinaus auch auf Papua-Neuguinea, Vanuatu, die Salomonen und Nauru.
Zwischen konsularischen und diplomatischen Aufgaben fielen die praktischen Tätigkeiten von Tim Jasny sehr unterschiedlich aus. Zwischen vielen Telefonaten und Mail-Verkehr, dem Einsortieren von analogen Akten und dem Gestalten von Einladungskarten gab es auch die Möglichkeit, persönlichere und geographischere Perspektiven einzubringen. So verfasste Tim Jasny auch diplomatische Korrespondenzen und erfüllte Rechercheaufgaben. Eine davon behandelte einen Portfolio über den Inselstaat Nauru, in dem sein geographischer Blickwinkel eine bereichernde Perspektive darstellte. Zudem machte es Tim Jasny Spaß, verschiedene Events mitzugestalten und die Möglichkeit zu haben, an anderen deutschen Institutionen in Sydney zu hospitieren.

Und wo bleibt die Geographie? Ein Fazit
Trotz der Überraschung, die Tim Jasny in Anbetracht der Papierberge im deutschen Auswärtigen Amt erlebte und der Tatsache, zieht er heute ein positives Fazit. Auch wenn die Geographie im Generalkonsulat wenig Rolle im Praktikumsalltag gespielt hat, beschreibt er sie als Alleinstellungsmerkmal und hilfreich für Hintergrundwissen. Insgesamt gab es einen hohen Lernzuwachs, neue Perspektiven und die Einblicke in ein nicht ganz typisches Arbeitsfeld für Geograph:innen, die Tim Jasny zu schätzen wusste. Darüber hinaus gefiel ihm die sehr freundliche und abwechslungsreiche Arbeitsatmosphäre im Generalkonsulat. Er empfiehlt das Praktikum allen, die offen für ein Leben im Ausland sind und sich über klassische geographische Themen hinaus für politische und internationale Bereiche interessieren.