Fabian Kopp Geographie auf Schienen
Wie Fabian Kopp den Regionalverkehr mitgestaltet
Wer hätte gedacht, dass Geographie und Bahn so gut zusammenpassen? Fabian Kopp verbindet beides und zeigt, wie man mit räumlichem Denken, Netzwerken und Praxisnähe im Mobilitätssektor Karriere macht.
von Florian Grabe, Alexander Mazur und Alina Rell
Unsichtbare Arbeit hinter dem Zugbetrieb
Wenn wir im Regionalzug sitzen, nehmen wir oft nur das wahr, was direkt vor uns liegt: den Sitzplatz, den Blick aus dem Fenster, vielleicht die Verspätungsanzeige. Doch dass dieser Zug heute fährt, pünktlich ankommt und am richtigen Bahnsteig hält, ist das Ergebnis einer komplexen Arbeit, die für Fahrgäste unsichtbar bleibt. Einer, der diesen Prozess aus erster Hand kennt, ist Fabian Kopp von DB RegioNetz. Sein Weg dorthin war alles andere als geradlinig und zeigt, wie vielseitig Geographinnen und Geographen im Berufsfeld Mobilität eingesetzt werden können.
Studium und erster Kontakt zur DB
Fabian begann seinen Bildungsweg mit einem bilingualen Studium der Interkulturellen Kommunikation, Geographie und BWL an der Universität des Saarlandes. 2011 wechselte er in den Bachelorstudiengang der Kulturwissenschaften mit geographischem Schwerpunkt und BWL als Nebenfach, ebenfalls in Saarbrücken. Begeistert von der Geographie folgte danach der Master 2013 in Heidelberg, wo er nicht nur im Hörsaal, sondern auch durch ein Auslandssemester in Montpellier, Praktika und Feldforschung wertvolle Erfahrungen sammelte. Der erste Kontakt zur DB RegioNetz entstand über ein Praktikum, das er nach erfolgreichem Abschluss als Werkstudent fortsetzte. Aus dieser Zusammenarbeit ging ebenfalls seine Masterarbeit in Kooperation mit DB RegioNetz hervor. Am Beispiel der Südostbayernbahn führte er eine Potentialanalyse unbemannter Abholstationen, ähnlich der DHL Packstation, zur Hinterlegung von Waren des kurzfristigen Bedarfs durch lokale Einzelhändler an ländlichen Strecken und Bahnhöfen der DB RegioNetz durch. Ziel war es, die Alltagstauglichkeit insbesondere ländlicher und mittelgroßer Standorte zu verbessern und die Attraktivität zur Nutzung der Bahn durch die Realisierung von Zeitersparnissen in den Tätigkeiten der „letzten Meile“ zu steigern. Die Arbeit kombinierte wissenschaftliche Analyse mit einer praxisnahen Bewertung der Umsetzbarkeit und lieferte konkrete Ansätze für eine mögliche Integration solcher Lösungen in bestehende Strukturen. Diese Möglichkeit, die erlernten Studieninhalte praktisch umzusetzen, bereitete Fabian großen Gefallen.

Direkter Berufseinstieg in die Beschaffung
Direkt nach dem Master startete Fabian als Referent im Beschaffungs- und Vertragsmanagement bei der DB RegioNetz, zuständig für den dazugehörenden Verkehrsbetrieb sowie zusätzlich für den zu verantwortenden Infrastrukturbereich. In dieser Position gewährleistet er die Versorgungssicherheit in quantitativer und qualitativer Hinsicht, koordiniert und begleitet Beschaffungsprojekte, schult interne Leitlinien im Beschaffungsprozess und vertritt die Interessen der Regio-Netze in den Beschaffungsgremien der DB. Sein Aufgabengebiet reicht von strategischer Planung über die operative Umsetzung bis hin zur Optimierung von Prozessen und Systemen. Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Qualität sind dabei zentrale Leitlinien seiner Arbeit.
Chancen für Geograph:innen bei der Bahn
Fabian sieht die Bahn als ein Arbeitsumfeld, in dem Geograph:innen deutlich stärker vertreten sein könnten. Viele der geforderten Fähigkeiten wie räumliches und systemisches Denken, methodische Analyse, Verständnis für komplexe Infrastrukturen und Schnittstellenarbeit gehören zum Kern des Geographiestudiums und sind in vielen Bereichen der Bahn besonders wertvoll. Trotzdem begegnet er im Berufsalltag nur selten Kolleg:innen mit diesem Hintergrund, da der Geographieabschluss nur in den seltensten Fällen explizit in den Stellenausschreibungen genannt wird. Dabei biete die Bahn zahlreiche Chancen, gerade für die Kenntnissen und Fähigkeiten, die Geograph:innen mitbringen: Praktika, Werkstudierendentätigkeiten, Abschlussarbeiten und spezielle Einstiegsprogramme. Besonders empfehlen kann er die Werkstudierendentätigkeit bei der DB, die Studierenden frühzeitig Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche ermöglicht und durch gezielte Betreuung den Übergang in eine Festanstellung erleichtert.
Ausblick und persönliche Erfahrungen
Für Fabian war neben dem fachlichen Wissen vor allem wichtig, schon im Studium methodische Kompetenzen zu erwerben, ein passendes Nebenfach zu wählen und gezielt Netzwerke aufzubauen. Auch sein erster Vorgesetzter bestätigte ihm, dass genau diese Kombination den Ausschlag für seinen erfolgreichen Einstieg gab. Als persönliche Gründe für die Bahn nennt er die sinnstiftende Arbeit im Zukunftsfeld Mobilität, die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams und die Möglichkeit, an Projekten mit gesellschaftlicher Wirkung mitzuwirken. Gleichzeitig betont er, dass die DB RegioNetz innerhalb des Bahnkonzerns wie ein mittelständisches Unternehmen agiert und er dadurch einen größeren Gestaltungsspielraum hat, den ein Großkonzern in diesem Umfang möglicherweise nicht immer bieten kann. Wer engagiert ist, fachlich überzeugt und den Überblick behält, kann in diesem Bereich, egal wo, langfristig viel bewirken. Für Geograph:innen eröffnet dieses Umfeld entsprechend großes Potenzial.