Governance of Risk and Resources Übersicht
Ausbildungsziel des Masterstudienganges M.Sc. Governance of Risks and Resources ist die Qualifizierung für eine forschungsnahe berufliche Tätigkeit in Bereichen, in denen die erworbenen Qualifikationen eine bedeutende Rolle spielen.

Dazu gehören die Bereiche Umwelt- und Landschaftsplanung, Ressourcenbewertung und -management Entwicklungszusammenarbeit, Natur- und Umweltschutz, Geoökologie und Ökomanagement, Klimaforschung, Stadt-, Regional- und Landesplanung, Wirtschaftsförderung, Unternehmens- und Politikberatung, Geoinformatik und Fernerkundung, Presse und Öffentlichkeitsarbeit sowie Versicherungswirtschaft.
Der Studiengang ist interdisziplinär ausgerichtet und bearbeitet die Schnittmengen natur-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Themen. Bei dem Studiengang handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Geographischen Institute der Universität Heidelberg, der Universidad Catolica de Chile sowie der Universidad de Chile.
Zielgruppe
In erster Linie werden Berufstätige und Studierende aus Chile bzw. Lateinamerika angesprochen. Der Studiengang ist aber auch offen für andere ausländische Bewerber. Heidelberger Studierenden – insbesondere der Geowissenschaften und Geographie – können die Inhalte des MSc Governance of Risks and Resources in einem Auslandssemester in Santiago de Chile kennen lernen. Die in Chile erworbenen Studienleistungen lassen sich in der Regel in Heidelberg anrechnen
Inhalte
Die Unterrichtssprachen sind Spanisch und Englisch.
Die Studierenden werden darin ausgebildet, Governance-Prozesse zu gestalten und zu begleiten. Governance bezieht sich auf vielfältige Formen kollektiver Entscheidungsfindungsprozesse wobei der partizipatorischen Handlungskoordination eine wesentliche Rolle zukommt (vgl. Mayntz 2005). Die Gesellschaft wird befähigt, Lösung von Mensch-Umwelt-Problemen gemeinsam zu finden, gemeinsam zu tragen und sich dabei selbst zu steuern (vgl. Jessop 1998). Die Studierenden des Masterstudiengangs werden geschult, die Herausforderungen von Risiko- und Ressourcen-Governance zu erkennen und zu meistern.
Gerade in Chile erfährt das Thema der Risiko- und Ressourcen-Governance eine hohe Aufmerksamkeit. Allgegenwärtig sind beispielsweise Probleme im Umgang mit der Ressource Wasser. Mitte März 2015 in der Region Copiapó im Norden des Landes verwandelte sich innerhalb weniger Tage das Problem einer langjährigen, prekären Wasserknappheit mit steigenden Trinkwasserpreisen zu einem Problem des erhöhten Überschwemmungsrisikos, das schließlich sogar in einer Sozialkatastrophe endete. Als der Fluss Copiapó , der der Region seinen Namen gibt, am 26.03.2016 über die Ufer tritt, reist er die Uferbebauung mit und hinterlässt mehrere Tausend Menschen ohne Behausung. Sieben Menschen sterben. Warum konnte das nicht verhindert werden? (in Anlehnung an Egner 2008), darf man sich fragen: Sowohl die unsichere Wasserverfügbarkeit – unter anderem hervorgerufen durch privilegierten Wasserzugang großer landwirtschaftlicher Betriebe – als auch die laxe Einhaltung von Sicherheitsabständen bei der Bebauung von erosionsgefährdeten Flussufern waren bekannt. Doch welchen Stellenwert genossen sie in politischen Agenden?
Qualifikationsziele
Der Masterstudiengang M.Sc. Governance of Risks and Resources und die ihn begleitende Forschungsprojekte erarbeiten Antworten auf ganz unterschiedliche Fragen:
- Wie differenziert werden Mensch-Umwelt-Probleme und die damit einhergehenden Risiken von unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteuren wahrgenommen?
- Welche Betroffenheit ist gegeben und wie verteilt sich die Verwundbarkeit der gesellschaftlichen Akteure?
- Welches (lokale) Wissen ist nötig und mit wissenschaftlichem Wissen zu vereinen, um erfolgreiche Governance-Lösungen erarbeiten zu können?
- Welche gegebenen institutionellen Rahmenbedingungen hemmen oder befördern die Implementierung von Governance-Prozessen zur Lösung der Probleme?
- Warum scheitern Governance-Prozesse und wie lässt sich Governance-Versagen vermeiden?
Erarbeitung und Bewertung von Fachgutachten
Die Absolvent:innen des Studiengangs können eigenständig wissenschaftliche Gutachten erstellen, in denen spezifische Mensch-Umwelt-Probleme thematisiert werden. Sie können die Kernzusammenhänge der Probleme begründen und Lösungsvorschläge zu ihrer kollektiven gesellschaftlichen Steuerung (Governance) erarbeiten. Sie haben zudem gelernt, die Ergebnisse aus Gutachten von Drittanbieter:innen fachkritisch zu hinterfragen. Die Absolvent:innen sind z.B. befähigt, die strategischen (politischen) Diskurse, die Fachgutachten zugrunde liegen können, aufzudecken und auf ihre gesellschaftliche Nützlichkeit hin zu bewerten.
Begleitung und Bewertung von Governance-Prozessen
Die Absolvent:innen haben sich ein breites Wissen über die Herausforderungen der Governance von Kollektivgütern sowie im Management von gesellschaftlichen Risiken angeeignet. Sie haben gelernt, die Governance von Mensch-Umwelt-Problemen als Prozess zu verstehen, der stets mit Blick auf raumzeitlich-kontextuelle Gegebenheiten organisiert werden muss. Die Studierenden sind dafür sensibilisiert, dass Governance auch scheitern kann bzw. unintendierte Folgewirkungen haben kann. Neben den Akteuren, die in Governance-Prozessen teilnehmen und Verantwortungen übernehmen, rücken Mechanismen zur angemessenen Koordination von Wissens-basierter Interaktion in den Mittelpunkt der Analyse. Die Studierenden sind darin geschult, die gemeinsamen Ziele, aber auch die Zielkonflikte der Governance-Akteure zu identifizieren. Darüber hinaus sind sie in der Lage, (un)günstige Machtkonstellationen und Ressourcenausstattungen im Governance-Prozesses zu beschreiben. Insbesondere können sie die Rolle heterogener, aber auch komplementärer Wissensressourcen im Governance-Prozess bewerten und für die Lösung der Kollektivgutprobleme oder die inhärenten Risiken der Organisation und Koordination des Governance-Prozesses in Wert setzen.
Themen- und Methoden-spezifisches Wissen
Die Absolvent:innen haben sich spezialisiertes Wissen aus den Wahlbereichen Energie- und Wasserressourcen, Klimatische und seismische Risiken sowie dem in ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimension nachhaltigen Umgang mit Ressourcen angeeignet. Darüber hinaus haben die Studierenden analytische Methoden kennen gelernt, die sie fallspezifisch zur Bearbeitung konkreter Problemzusammenhänge einsetzen können:
- Sie können Geographische Informationssysteme zur Erfassung, Bearbeitung, Organisation, Analyse und Präsentation räumlicher Daten einsetzen und sich dadurch räumliche Problemzusammenhänge erschließen.
- Sie können problemfokussierte Interviews mit Experten führen und daraus die Relevanz praxisbezogenen Wissen für Governance-Prozesse ableiten. Mit Hilfe von Experteninterviews lassen sich z.B. die Entscheidungsheuristiken, auf die sich die Experten in bestimmten Situationen stützen, nachvollziehen und bewerten.
- Die Studierenden können zudem eine Soziale Netzwerkanalyse einsetzen und aus der Struktur von Beziehungsverflechtungen Hinweise auf Abhängigkeiten bzw. Interdependenzen zwischen Akteuren erhalten. Daraus können sie dann z.B. Konsequenzen für Kommunikations- und Austauschprozesse in Governance ableiten.
Wissenschaftliches Arbeiten
Die Absolvent:innen haben gelernt, sich selbständig neue Themengebiete zu erschließen, Informationen zu bewerten und praktische Schlussfolgerungen zu ziehen, die sowohl gesellschaftliche als auch ökologische Aspekte berücksichtigen. In einem Forschungspraktikum haben sie die Kompetenz erworben, auf Basis eines realen Mensch-Umwelt-Problems selbständig eine wissenschaftliche Fragestellung zu entwickeln. Sie haben sich die Fähigkeit angeeignet, eine Fragestellung auf dem Stand der aktuellen Forschung und mithilfe eines Werkzeugkastens an wissenschaftlichen Methoden sowie mit geschultem analytischen Denken und Urteilsvermögen zu bearbeiten, um weiterführende Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zu generieren. Diese können sie sowohl Fachleuten als auch Laien verständlich in spanischer und auch in englischer Sprache sowohl schriftlich als auch mündlich präsentieren und argumentativ schlüssig verteidigen.