Wirtschafts- und Sozialgeographie Klimavertreibung und -umsiedlung in Deutschland: Das Beispiel Ahrtal
Im Wintersemester 2025 bot die Professur für Wirtschafts- und Sozialgeographie der Universität Heidelberg unter der Leitung von Ann-Christine Link eine zweitägige Exkursion zum Thema Klimavertreibung, Umsiedlung und Wiederaufbau im Ahrtal an.
Exkursion Ahrtal
Die Ahrtal-Flut vom Juli 2021 war ein verheerendes Extremwetterereignis, das in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen massive Schäden anrichtete. Circa 135 Menschen starben, Tausende wurden aus ihren Häusern vertrieben, und die Infrastruktur wurde weitgehend zerstört. Dieses Extremwetterereignis ist nun 4 Jahre her und viele betroffene Städte und Bewohner*innen befinden sich immer noch im Wiederaufbau.
In dieser 2-tägigen Exkursion nach Bad Neuenahr (05.09.2025-06.09.2025) befassten sich 13 Studierende mit den Auswirkungen der Flut und dem aktuellen Stand des Wiederaufbaus. Gleichzeitig ging es auch um das „Nicht-Vergessen“, die Aufarbeitung und das Lernen aus den Erfahrungen und wie Aufbereitung/Erinnerung gestaltet werden kann. Die Auseinandersetzung mit dem Thema wurde durch eine Stadtführung konkret zu dem Thema Wiederaufbau sowie Unterhaltungen mit betroffenen Ladenbesitzern sowie einen Besuch von Ausstellungen geschaffen.

Tag 1: Wiederaufbau in Bad Neuenahr
Am ersten Tag stand zunächst ein Überblick über den aktuellen Stand des Wiederaufbaus in Bad Neuenahr im Mittelpunkt. Dazu hielten die Studierenden Beobachtungen schriftlich fest und dokumentierten mit Fotos Orte, die noch immer Spuren der Flutkatastrophe zeigen. Zur Überraschung der meisten Studierenden waren die Auswirkungen der Flut an vielen Stellen sehr sichtbar, auch wenn sie regional begrenzt auftraten. Danach nahmen Studierende an einer 2-stündigen Stadtführung in Bad Neuenahr zu dem Thema Wiederaufbau teil, wo sie viel zu dem aktuellen Stand des Wiederaufbaus, der Geschichte von Bad Neuenahr und (Im)Mobilitätsverhalten nach der Flut lernten. Danach besuchten sie die physische Ausstellung zur Erinnerung an die Ahrtalflut im Kurpark von Bad Neuenahr, als Teil des Erinnerungsprojektes . An diesem Tag hatten wir auch die Möglichkeit, mit einer Cafébesitzerin direkt an der Ahr zu sprechen sowie Besucher*innen des Cafés, die offen über ihre Erfahrungen vor, während und nach der Flut gesprochen haben.
Tag 2: Wiederaufbau in Marienthal
Am zweiten Tag wanderten wir von Walporzheim durch die Weinberge, was ein wichtiger Wirtschaftszweig nach dem Tourismus für die Region ist, zu einer zu der Flut in Marienthal. Auf dem Weg besuchten wir auch eine , die in Gedenken an die Flut errichtet wurde. Diese Fotoausstellung befindet sich in einer Vinothek, die kurz nach der Eröffnung bis zu 9 Metern unter Wasser stand. Nachdem ein eher positives Bild des Wiederaufbaus in Bad Neuenahr gezeichnet wurde, setzte sich diese Ausstellung kritischer mit dem Thema Wiederaufbau und Verarbeitung auseinander und behandelte konkreter den Verlust, die Trauer und Wut von Betroffenen. Auch an diesem Tag hatten wir die Möglichkeit, mit einer Servicekraft der Vinothek zu sprechen, die über die Auswirkungen für die Vinothek damals und heute aber auch für Betroffene im Ahrtal gesprochen hat.
Die Exkursion ins Ahrtal hat den Teilnehmenden eindrücklich vor Augen geführt, wie lange die Folgen einer Naturkatastrophe sichtbar bleiben und wie komplex der Wiederaufbauprozess ist. Neben den physischen Schäden wurden auch die sozialen, wirtschaftlichen und emotionalen Dimensionen der Flutkatastrophe deutlich. Durch die Kombination aus Stadtführung, Museumsbesuch, Gesprächen mit Betroffenen und eigenständigen Beobachtungen konnten die Studierenden nicht nur theoretisches Wissen anwenden, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen von Wiederaufbau, Erinnerungskultur und zukünftiger Resilienz entwickeln. Die Exkursion hat gezeigt, wie wichtig es ist, aus solchen Ereignissen zu lernen, um in Zukunft besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet zu sein.

